Mobbing-Drama im Leipziger Zoo: Erdmännchen-Dame wird verstoßen und magert immer mehr ab
Leipzig - Die Tierwelt kann manchmal sehr grausam sein: Bei den Erdmännchen im Zoo Leipzig wird seit einiger Zeit ein Weibchen aus der Gruppe ausgestoßen – angetrieben von der eigenen Mutter.
Wie sie da so Kopf an Kopf wie die Orgelpfeifen aufrecht beieinander stehen, ist es wenig verwunderlich, dass die Erdmännchen in vielen Tierparks zu den Publikumslieblingen gehören. So auch in Leipzig. Doch dass die kleinen Raubtiere nicht nur putzig sind, ist jetzt in der neuesten Folge der MDR-Doku "Elefant, Tiger & Co." zu sehen.
Denn die Gruppe hat ein Tier aus ihren Reihen ausgestoßen – es darf sich kaum bei den Artgenossen blicken lassen, geschweige denn mit ihnen zusammen fressen.
Natürlich hat Pfleger Jörg Gräser, der mit einem Eimer voller Küken ins Gehege kommt, auch für sein Sorgenkind eins dabei. Doch das Weibchen traut sich während der Fütterung einfach nicht heraus und so bekommt die Königin die doppelte Portion. Schließlich frisst sie ja für zwei.
Dass das Gruppen-Oberhaupt Nachwuchs erwartet, ist auch der Grund dafür, dass sie ihre eigene Tochter aus ihren Reihen verbannt hat. Denn die könnte den Sprösslingen, wenn sie erst einmal auf der Welt sind, gefährlich werden.
Ein ganz normales Verhalten bei Erdmännchen: Meist bekommt innerhalb einer Gruppe nur die Königin Nachwuchs. Wenn auch andere Weibchen werfen, kann es zu Konkurrenzverhalten kommen. Die Chefin will ihre Jungen schlicht davor schützen, getötet zu werden, und grenzt ihre Tochter daher aus.
Würde sie bei der Fütterung dazukommen, um sich das Küken abzuholen, würden die anderen sie jagen, erklärt Jörg. "Ihr Schlumpis", schmunzelt er, während er ihnen den aus Würmern bestehenden Nachtisch serviert.
Elefant, Tiger & Co.: Pfleger Jörg macht sich Sorgen um seinen Schützling
Ein bisschen Sorgen scheint er sich am nächsten Morgen aber schon um die Ausgestoßene zu machen, als er mit einer extra großen Portion in den Erdmännchenbau hineinschaut. "Die wartet sonst eigentlich immer schon drinnen, aber heute ist sie nicht da", wundert er sich.
Dabei müsste sie nach der ausgelassenen Mahlzeit am Vortag doch einen Bärenhunger haben. Und die Zeit ist perfekt: Alle anderen schlafen noch und sie könnte in Ruhe fressen. Nötig ist es offenbar, schließlich sei sie schon ganz schön dünn geworden, gibt Jörg zu bedenken.
Doch schon eine Viertelstunde später macht sich Erleichterung breit, als sie am Eingang doch auf ihn wartet. "Na guten Morgen, meine kleine Maus", begrüßt der Pfleger sie. "Ja, meine kleine Micky Maus, guck mal hier, was ich dir mitgebracht habe." Nach einer ausgedehnten Krabbeltier-Mahlzeit gibt es dann sogar noch eine kurze Streicheleinheit.
Doch schon wenig später keine Spur mehr von der Verstoßenen. Selbst als Jörg ein leckeres Obst-Kamel und andere Snacks für seine Schützlinge mitbringt, lässt sie sich nicht noch einmal blicken.
Zum Schmunzeln bringt ihn dann aber doch noch die Königin: Als sie versucht, Heuschrecken und anderes Getier aus einer Pappröhre zu holen, hindert sie ihr dicker Babybauch daran. "Pass auf, du passt da nicht rein, Mensch", grinst er.
Nicht nur deswegen wird es Zeit, dass ihre Jungen auf die Welt kommen. Wenn die nämlich erstmal größer sind, hat auch das verstoßene Tier wieder eine Chance, am Gruppenleben teilnehmen zu dürfen. Na hoffentlich ist es bald so weit!
Die komplette Folge von "Elefant, Tiger & Co." könnt Ihr wie immer in der MDR-Mediathek ansehen.
Titelfoto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa