Aus für Löwen-Papa: Deshalb stellte der Leipziger Zoo seinen TV-Liebling Jörg Gräser kalt
Leipzig - Er ist wohl Leipzigs prominentester Tierpfleger und der Star der MDR-Doku "Elefant, Tiger & Co." (ETC): Löwen-Papa Jörg Gräser (54). Doch jetzt ist der TV-Liebling beim Zoo-Management in Ungnade gefallen - und von seinen geliebten Löwen abgezogen worden. Hintergrund ist ein fachlicher Streit und eine bisher geheim gehaltene Tragödie.
In zahlreichen ETC-Folgen spielte Jörg Gräser eine tragende Rolle und sächselte sich 20 Jahre lang in die Herzen der Zoo-Fans. Noch im Oktober war der Löwen-Pfleger zusammen mit Tierpark-Direktor Jörg Junhold (59) zu Gast in der MDR-Talkshow "Riverboat". Doch inzwischen herrscht Funkstille.
Seit Wochen war Gräser weder in der TV-Doku noch auf der Löwen-Anlage zu sehen.
Trauriger Hintergrund: Nach fachlichen Auseinandersetzungen mit der Afrika-Bereichsleitung wurde Gräser seiner Funktion enthoben und von der Löwen-Anlage verbannt.
Im Südamerika-Bereich soll sich der ausgewiesene Raubkatzen-Experte jetzt um Ziegen und Kaninchen kümmern.
Zoo verheimlichte Tragödie bei Löwen-Geburt
Offiziell wollte sich der Zoo am Freitag mit Verweis auf "interne Angelegenheiten" nicht zu den Gründen äußern.
Auf konkrete Anfrage erklärte die Direktion allgemein: "Revierwechsel gehören im Zoo Leipzig zu den betriebsüblichen Entscheidungen im Rahmen der Personaleinsatzplanung, die sich nach organisatorischen und sonstigen Belangen richten." Jörg Gräser war für eine Stellungnahme am gestrigen Freitag nicht erreichbar.
Wie TAG24 aus der Belegschaft erfuhr, soll es um Fragen der Fütterung und der Zuchtbedingungen gegangen sein. Das Fass zum Überlaufen brachte dann eine Tragödie, die sich im Frühjahr zutrug.
Wie der Zoo bislang nicht öffentlich kommunizierte, war Löwen-Dame Kigali (9) erneut trächtig. Aufgrund geänderter Bedingungen im Rahmen der Geburt soll die Löwin massiv unter Stress geraten sein. Mehrere Jungtiere kamen als Totgeburt zur Welt. Ein Löwenbaby wurde von der Mutter nicht angenommen und verstarb nach wenigen Tagen.
Gräser soll sich zuvor gegen Neuerungen ausgesprochen haben.
Für Löwen-Papa Jörg Gräser brach eine Welt zusammen
Kritiker sehen in der intern hochumstrittenen Entscheidung, den langjährigen Pfleger von seinen Tieren abzuziehen, auch einen Grund für den überraschenden Tod des Löwenkaters Majo (8), der am 1. Mai an den Folgen einer Rippenfellentzündung gestorben war.
Zwar war Gräser während der Tragödie im Urlaub. Doch Kollegen glauben, dass der Löwen-Experte das Leiden des ihm vertrauten Zuchtkaters schon weit früher erkannt hätte, wäre er nicht aus dem Bereich abgezogen worden. Möglicherweise hätte der Leu bei früherem Eingreifen gerettet werden können.
Der Fall Gräser weckt Erinnerungen an den Umgang mit dem einstigen Elefanten-Chefpfleger Michael Tempelhoff (54), der durch ETC ebenfalls zum Publikumsliebling geworden war. Nach internem Streit warf ihn das Zoo-Management im Februar 2012 aus dem Elefantenhaus. Seither arbeitet er als einfacher Pfleger abseits der ETC-Kameras in der Kiwara-Savanne.
Wie im Fall Tempelhoff brach auch für Jörg Gräser nach der Versetzung eine Welt zusammen. Kollegen beschrieben den Löwen-Papa, der 36 Jahre Raubkatzen-Pfleger war und Löwen im Notfall auch mit der Flasche großzog, am Freitag als "gebrochenen Mann".
Titelfoto: Montage:MDR/Kirsten Nijhof + Waltraud Grubitzsch / dpa