Leipzig - "Leise rieselt der Schnee" statt "Last Christmas", "O Tannenbaum" statt "All I Want For Christmas Is You": Statt internationaler Welthits werden Leipziger Weihnachtsmarktbesucher in diesem Jahr nur nationale Klassiker hören. Dass gleichzeitig aber Kiffen erlaubt ist, macht einige sprachlos - auch Melanie Müller (36).
Nachdem die Berechnungsgrundlagen 2022 geändert wurden, hatte die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) zunächst Rabatte für Städte für die Musiknutzung auf Weihnachtsmärkten erlassen. Bis 2019 musste Leipzig 3000 Euro jährlich bezahlen. Damit ist jetzt aber Schluss.
Zum Ärgernis der Organisatoren werde es für dieses Jahr keine Sonderregelung für Weihnachtsmärkte geben, teilte der Deutsche Städtetag jüngst mit.
Das würde für Leipzig Mehrkosten von rund 1100 Prozent, insgesamt also etwa 36.000 Euro bedeuten, wie Leipzigs Marktamtsleiter Dr. Walter Ebert schon 2022 zum ersten Weihnachtsmarkt nach Corona vorrechnete.
"Wir zweifeln den Tarif und dessen Berechnungsgrundlage an. Er ist willkürlich", ärgerte sich Ebert gegenüber TAG24 zuletzt 2023.
Melanie Müller über Weihnachtsmarkt-Regeln: "Da fällt mir nichts mehr ein"
Grund für die höheren Gebühren sei, dass die von den Märkten angemeldete Veranstaltungsfläche "deutlich von der tatsächlichen Größe, die wir nachgemessen haben, abweicht", so GEMA-Sprecherin Nadine Remus zu TAG24.
Selbst wenn die Musik nur im Bühnenbereich abgespielt wird, müsse für die gesamte Fläche des Weihnachtsmarktes geblecht werden. Dies gehe auf ein Urteil des Bundesgerichtshofes aus dem Jahr 2011 zurück. Je nach Stadt sei so die berechnungspflichtige Fläche gut und gern verzehnfacht worden.
In Leipzig bedeutet dies: Statt der 200 Quadratmeter großen Fläche an der Bühne dient der gesamte Markt mit 7000 Quadratmetern als Berechnungsgrundlage. Durch die höheren Kosten müsste man nicht nur Abstriche bei der Musikauswahl, sondern auch bei der Buchung von Bühnenkünstlern machen.
Dagegen gibt es nach der diesjährigen Cannabis-Legalisierung auf den Weihnachtsmärkten keine Sonderregelungen - also keine verschärften Verbote. Untersagt ist grundsätzlich der Konsum in der Nähe von Minderjährigen und in Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr.
Völliges Unverständnis bei Partysängerin Melanie Müller: "Musik gibt es nicht, aber dafür darf man kiffen. Da fällt mir nichts mehr ein."