Unterlagen wurden vernichtet: Leipziger "Löffelfamilie" sucht nach ihrem Geburtstag
Leipzig - Eins ist sicher: Die Leipziger "Löffelfamilie", eine denkmalgeschützte Leuchtreklame aus DDR-Zeiten, wird demnächst 50 Jahre alt. Unklar ist allerdings das exakte Datum.
Niemand könne bisher sagen, wann genau die Suppe löffelnde Familie an einer Wand in der Leipziger Südvorstadt angebracht wurde, sagte der Vorsitzende des Betreibervereins, Peter Dorsch. Alle Unterlagen aus den 70er Jahren seien vernichtet worden.
Der Verein sucht darum nach Zeitzeugen oder historischen Aufnahmen, die Auskunft über den Geburtstag geben können. "Wann erblickte die Welt das Licht der Löffelfamilie? Auf diese Frage suchen wir eine Antwort", sagte Dorsch.
Seit den 70er Jahren löffeln Vater, Mutter, Sohn und Tochter von ihren Tellern und machen Werbung für Obst- und Gemüsekonserven des VEB Feinkost Leipzig.
Vereinschef Dorsch kann noch vieles mehr zur Biografie der Familie erzählen. Früher habe man angenommen, dass sie 1973 errichtet wurde. Doch anhand einer alten Rechnung und eines Belegs lasse sich nachvollziehen, dass der Auftrag für einen Entwurf der Reklame erst im Juli 1974 an zwei Leipziger Grafiker ging.
1975/76 sei er umgesetzt worden - aber wann genau die Familie das erste Mal offiziell geleuchtet hat, ist unklar.
Keine Unterlagen zur "Löffelfamilie"
Weder vom VEB Feinkost noch von der PGH Neontechnik und Anlagenbau Leipzig, die die Reklame damals realisierte, gebe es noch Unterlagen, sagte Dorsch.
Auch im Stadtarchiv und im Deutschen Fotomuseum fände sich nichts. "Meine Aktivität, die 'Leipziger Volkszeitung' von 1973 bis 1976 durchzublättern, hat auch nichts gebracht", erzählte er. Darum seien nun Tipps aus der Bevölkerung die letzte Hoffnung.
Die Anlage steht seit 1993 unter Denkmalschutz. Nachdem sie in den 1990er Jahren zunehmend verfallen war, konnte sie mit Spenden gerettet und originalgetreu wiederaufgebaut werden.
Die "Löffelfamilie" leuchtet täglich 90 Minuten nach Eintritt der Dämmerung.
Zusätzlich kann man sie auch mit einem Anruf oder einer SMS aktivieren. Für drei Euro löffeln Vater, Mutter, Sohn und Tochter dann drei Minuten lang Suppe. Pro Jahr werde diese Möglichkeit ungefähr 1000 Mal genutzt, sagte Dorsch.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/ZB/dpa