Toter ohne Organe in einem Rapsfeld gefunden: "Der Torso war offen"
Leipzig - Wahre Schauergeschichten aus dem echten Leben sind Marcus Schwarz' (36) Beruf. In der zweiten Folge des neuen Podcasts "Entlarvende Spuren" sprechen der Leipziger Insektenforscher und Wissenschaftsjournalistin Nina Himmer (37) über eine Rapsfeld-Leiche - bei der die Organe fehlten.
Dieser Fall ist nichts für schwache Nerven: Im Sommer 2014 habe eine Freundesgruppe aus Polen ein Wochenende auf einem Festival bei Leipzig verbracht. Doch: "Von den fünf Jugendlichen sind nur vier wieder nach Hause gekommen", weiß der forensische Entomologe. Ein junger Mann sei verschwunden.
An einem entfernten Rapsfeld seien schließlich Kleidung und ein Ausweis entdeckt worden - doch die gelben Pflanzen sind schwer zu durchdringen, ein Hundeeinsatz sei schlichtweg nicht möglich gewesen. Bei späteren Erntearbeiten dann aber der grausige Fund: ein Toter auf einer kleinen Insel mitten im Feld.
Der Insektenkundler beschreibt im Podcast den Zustand der männlichen Leiche: "Die Körperoberfläche hatte schon so einen schwärzlich-bräunlichen Ton angenommen, die Füße bis zu den Knien und die Arme bis zu den Ellenbogen, auch der Kopf waren schon zu großen Teilen vertrocknet, der Torso war offen, da hatten also wahrscheinlich Fuchs und Dachs schon Teile heraus gefressen."
Und weiter: "Durch diese Leichenerscheinungen, die wir da hatten und durch einen gewissen Fraß-Prozess an den Organen war auch von den Organen gar nichts mehr übrig, die Teile fehlten einfach." Fliegenmaden hätten sich daran "satt gefressen".
Drogen und Insekten
Zahnarzt-Unterlagen aus Polen hätten schließlich Gewissheit zur Identität gebracht: Bei der Leiche habe es sich tatsächlich um den Vermissten vom Festival gehandelt.
Doch die fehlenden Organe erschwerten die Suche nach der Todesursache.
Allerdings habe es Anhaltspunkte für Methamphetamin-Konsum gegeben. Also seien Käfer vom Fundort dahingehend genauer untersucht worden. Schwarz erklärt: "Natürlich frisst das Insekt nicht nur am Körper, sondern letztlich auch an dem, was im Körper drin ist und das können halt Medikamente, Drogen, Schwermetalle und sämtliche Abbauprodukte sein, die letztlich wieder im Insekt landen."
So habe schließlich bestätigt werden können: Es seien Drogen im Spiel gewesen. "Wir haben dann zum Schluss vermutet, dass er sich kriechend unterhalb dieser verdichteten Halme bewegt hat", so der 36-Jährige. Der junge Mann habe "dann da wirklich wahrscheinlich mit seinen Drogen einen komischen Film gefahren".
Das Fazit des Wissenschaftlers: "Es war mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Gewalttat, es war ein blöder Unfall."
Die Leiche sei schließlich nach Polen überführt worden, die Polizei dort habe den Fall dann übernommen.
Die ganze Folge könnt Ihr bei Podimo hören.
Titelfoto: Montage: Hendrik Schmidt/dpa;Instagram/marcus.schwarz.forensik