Terrorgefahr "so hoch wie seit langem nicht mehr": Wie sicher ist der Leipziger Weihnachtsmarkt?
Leipzig - "Wir sind aktuell durch parallele Krisen mit einer komplexen und angespannten Bedrohungslage konfrontiert, die durch die barbarischen Verbrechen der HAMAS noch verstärkt wird", sagt Thomas Haldenwang (63), Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV). Davon sind aktuell auch die Weihnachtsmärkte betroffen. Aber wie sicher sind sie?
"Wir beobachten bereits seit längerem den erklärten Willen von Islamisten Anschläge im Westen zu verüben, und ich habe immer wieder betont, dass jeden Tag auch in Deutschland ein islamistischer Anschlag verübt werden kann", nimmt Haldenwang kein Blatt vor den Mund.
Eine Radikalisierung von allein handelnden Tätern, die "weiche Ziele" mit einfachen Tatmitteln angreifen, sei vorstellbar. "Die Gefahr ist real und so hoch wie seit langem nicht mehr", sagt er.
Sicherheitsbehörden würden "mit Hochdruck daran arbeiten, um potenzielle Planungen gegen die Sicherheit von Jüdinnen und Juden, israelischen Einrichtungen, aber auch von Großveranstaltungen zu durchkreuzen".
10.000 Euro für Beton-Steine
In Leipzig gibt es ein Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt, der sich nach seiner Eröffnung am vergangenen Dienstag über ein gefühlt sehr gutes Besucheraufkommen freut, teilte das Marktamt TAG24 mit.
Durch ganzjährig im Betrieb befindliche im Boden eingelassene Polleranlagen und die Enge der Stadt seien nur an zwei Stellen - Augustusplatz und Reichsstraße - auf Forderung der Polizei Lego-Steine aus Beton platziert worden, um Kraftfahrzeuge am Passieren zu hindern, so das Marktamt.
10.000 Euro koste diese Maßnahme.
Man verzichte auf permanente Durchfahrtssperren, "um nicht den gesamten innerstädtischen Liefer- und Dienstleistungsverkehr lahmzulegen".
Leipziger Polizeikräfte sind intensiv auf dem Weihnachtsmarkt und im Zentrum unterwegs
Die konkrete Gefahr eines Anschlages bestehe nicht. "Und damit besteht kein Grund, auf die Durchführung oder den Besuch von Weihnachtsmärkten zu verzichten", so Polizeisprecher Olaf Hoppe zu TAG24.
Er bestätigt die Auffassungen des Bundes- und Landeskriminalamtes, wonach sich die Situation mit dem Nahostkonflikt geändert hat und damit Weihnachtsmärkte im besonderen Fokus stehen. "Unser örtlich zuständiges Revier Leipzig-Zentrum bestreift deswegen intensiv das Zentrum und den Weihnachtsmarkt."
Darüber hinaus stehe ein auf lebensbedrohliche Einsatzlagen ("lebEL") spezialisiertes Team als Backup bereit. Hoppe: "Diese Kräfte sind besonders geschützt und bewaffnet und mit gepanzerten Fahrzeugen im Einsatz."
Die Situation werde unter Abstimmung mit der Stadt täglich neu analysiert, um Schutzmaßnahmen eventuell auch ausbauen zu können.
Einem Weihnachtsmarkt-Besuch sollte also auch in diesem Jahr nichts im Wege stehen. Der Leipziger hat noch bis 23. Dezember (an diesem Tag nur noch auf dem Marktplatz) täglich ab 10 Uhr geöffnet. Sonntag bis Donnerstag schließen die Stände 21 Uhr, Freitag und Samstag erst 22 Uhr.
Titelfoto: Bildmontage: Leipzig Livereport, Patricia Bartos/dpa