Tatra-Straßenbahnen: In Dresden auf dem Abstellgleis, in Leipzig noch täglich auf den Schienen
Leipzig/Dresden - Für die einen sind sie Kult, für die anderen ein unüberwindbares Hindernis: die Tatra-Straßenbahnen. Während die antiken Trams in Dresden mittlerweile nicht mehr unterwegs sind, fahren sie in Leipzig noch immer regelmäßig.
In elf mitteldeutschen Städten wurden Ende der 1960er Jahre Tatra-Bahnen eingesetzt, wie in der aktuellen Folge der MDR Umschau berichtet wird - in Magdeburg ist nun Schluss damit und auch andere Städte haben die tschechischen Trams inzwischen aufs Abstellgleis geschickt - so auch Dresden im vergangenen Sommer.
Dabei brachten in der sächsischen Landeshauptstadt nach der Wiedervereinigung fast 800 T4-Tatras Fahrgäste zu ihren Zielen. Doch ab 1994 kamen 123 Niederflur-Bahnen und ab 2001 43 XXL-Bahnen dazu - beeindruckend: Mit 45 Metern waren diese mal die längsten Tramzüge Europas.
Zwar nicht mehr die Längsten, dafür aber die Dicksten: Die neuesten Bahnen des Typs NGT DX sind die breitesten Straßenbahnen Mitteldeutschlands.
"Die Bahn ist nicht 2,30 Meter breit, sondern 2,65 Meter breit", erklärt Holger Seifert von den Dresdner Verkehrsbetrieben in dem MDR-Magazin. "Statt 260 Fahrgästen können Sie hier in dieser Bahn 290 Fahrgäste locker mitnehmen."
Kostenpunkt: Fast 4,3 Millionen Euro. Dafür gibt's unter anderem Kameras, LED-Steckdosen, Panorama-Fenster und Platz für vier Rollstühle gleichzeitig.
Doch in Leipzig fährt sie noch ...
Während die Tatras also aus dem Dresdner Stadtbild verschwunden sind, sieht man sie in Leipzig noch täglich. Eigentlich ist laut Umschau auch hier die Ära der alten Trams offiziell vorbei - dennoch bilden in Sachsens größter Stadt 30 Tatra-Züge die Reserve.
Doch da gibt's natürlich ein Problem: Durch die Stufen am Eingang sind die alten Wagen alles andere als barrierefrei. Dafür hat man sich aber eine Lösung einfallen lassen: Die Tatras sind immer mit einem Niederflur-Anhänger gekoppelt, die in Leipzig seit 1994 herumfahren.
"Im Vergleich zu der Zahl von 900, die wir im Leipzig mal ungefähr in den 80er Jahren hatten, ist das natürlich nur noch ein Bruchteil davon. 200 wurden damals modernisiert, das heißt Technik modernisiert, neue Sitze eingebaut", so Marc Backhaus von den Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) über die Tatra-Trams.
"Der große Nachteil der Tatra sind aber große Stufen, die man überwinden muss als Fahrgast, um in den Innenraum zu kommen."
Design-Preis für die LVB
2005 kamen dann 43 Meter lange XXL-Straßenbahnen und ein Jahr später erste Leoliner dazu - im Inneren allerdings immer noch mit zwei durch Stufen getrennte Ebenen. Die neuesten Straßenbahnen sind 38 Meter lang, kommen aus Polen und haben unter anderem Zielanzeigen und Farb-Signale über den Türen - damit gewannen die LVB auch den deutschen Design-Preis.
Übrigens: Das Wagenende mit Stehplätzen am Fenster heißt in der Messestadt Studentenbalkon.
"Weil es ein extra gestalteter Bereich ist, wo man sich ordentlich hinstellen kann, anlehnen kann, durch die Polsterung und man einen tollen Blick auf die Stadt hat und diesen Bereich auch sinnvoller nutzt als es vielleicht an anderer Stelle im Fuhrpark der Fall ist, wir brauchen im ÖPNV in Leipzig jeden Zentimeter für Fahrgäste", so Backhaus.
In Leipzig sind nun seit fast 130 Jahren Straßenbahnen unterwegs - da bleibt der ein oder andere Wandel natürlich nicht aus. Und die Zukunft? Die soll elektrisch werden ...
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Titelfoto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa