Kampfsport mit Schnörkeln: Leipziger Wrestling-Schule zeigt richtige Kniffe und Griffe
Leipzig - Hulk Hogan, der Undertaker und Co.: Viele Millennials sind mit den Wrestling-Helden der 90er und Nullerjahre aufgewachsen, einige von ihnen frönen der Nostalgie, in dem sie Jahre später selbst in den Ring steigen. Doch Wrestling ist nicht nur etwas für Retro-Nostalgiker oder Muskelprotze - im Leipziger Verein "Catch Factory" kann ein jeder lernen, wie man sich im Ring behauptet und seine Kontrahenten vor jubelndem Publikum auf die Bretter schmettert!
TAG24 durfte eines der Trainings der "Catch Factory" begleiten und traf sich mit dem Vereinsvorsitzenden im Westwerk in Leipzig-Plagwitz. "Wrestling ist Kampfsport mit Schnörkeln", erklärte "Dirty Johnny Rancid" (34), der mit dem Namen seines Wrestling-Charakters genannt werden möchte und hauptberuflich Vertriebsmitarbeiter ist.
Mit den fulminanten Show-Einlagen mit Kostümen, Feuerwerk und Soap-Charakter, die man vielleicht aus dem amerikanischen Fernsehen kennt, hat das Training hier nicht ganz so viel zu tun. Johnny und dem Verein ist es eher wichtig, dass ihre Schützlinge die richtigen Bewegungsabläufe, Falltechniken und Griffe lernen, um sich sicher und gekonnt im Ring bewegen zu können.
So startet die Session im Boxclub Olympia auch mit unerwartet profanen Aufwärmen-Übungen wie Hampelmänner oder Rollen vorwärts und rückwärts.
Aber auch im Warm-Up hat man das Ziel schon vor Augen und so schultern sich die Wrestling-Fans nach wenigen Minuten gegenseitig und tragen sich durch die Boxhalle. Dabei fallen sofort auch drei Frauen ins Auge, die ihre Trainingskumpanen mit über 80 Kilo auf den Rücken heben - der Verein ist ausdrücklich offen für alle Interessenten.
Alles für das Publikum: Wrestling-Kämpfe nicht vorab durchgeplant!
Später werden einzelne Bewegungs-Sequenzen im Ring geübt, etwa ein "Lock Up, Take Down", bei dem ein Kontrahent dem anderen um die Hüfte greift und dann zu Boden schmeißt, oder das Schwungnehmen durch die Seile des Boxrings, mithilfe dessen sich die Sportler mit erhöhter Geschwindigkeit auf ihren Gegner katapultieren.
Insgesamt trainieren mittlerweile seit der Gründung 2022 15 Mitglieder im Verein, Nachwuchs ist gerne gesehen.
Schauspiel und Show gehören aber natürlich auch dazu. "Wrestling zu trainieren, ohne im Ring stehen zu wollen, ist wie Theater zu spielen, ohne damit auftreten zu wollen", so der Vereinsvorsitzende.
Dem Publikum möchte man natürlich auch etwas bieten, es überraschen und unterhalten - deswegen sind keine der Kämpfe wirklich durchgeplant.
"Wenn man sich zu viel vornimmt und ein Programm abspult, dann wird man merken, dass das Publikum ruhig bleibt. Man kann es ein bisschen mit dem Boxen vergleichen, es gibt bestimmte Kombinationen von Bewegungen, auf die wiederum andere Bewegungen folgen können", erklärte Johnny Rancid.
Probe-Training ohne Anmeldung möglich
Authentisch soll es also sein - das spiegelt sich auch in der Entwicklung der Charaktere wider, die die Schüler für sich entwickeln können.
"Das entwickelt sich meistens organisch, zum Beispiel wenn man dann wirklich mal Erfahrungen vor dem Publikum gesammelt hat und sieht, was zu einem passt. Ich bin kein Fan davon, dass Leute sich verkleiden und versuchen etwas darzustellen, was sie nicht sind, das ist albern", stellte der Vereinsvorsitzende klar.
Hinter "Dirty Johnny Rancid" etwa verstecke sich ein ehemals aggressiver, kleiner Punk, der sich im Laufe der Zeit zu einem Typ gewandelt hat, der gerne im Ring steht und kämpft - und sich dabei auch nicht verlegen ist, ein paar unfaire Tricks anzuwenden.
Das stellte der Wrestler im Training gleich auch unter Beweis, als er seinem bereits am Boden liegenden Kontrahenten noch einmal hinterlistig am Bart zog. "Man ist man selbst mal 100, einfach bisschen over the top", schmunzelte der Trainer.
Info: Wer Interesse hat, sich die Catch Factory mal genauer anzusehen, der kann das entweder am 23. September zur Veranstaltung "ONE FALL" oder am 11. November zum "CARNIVAL OF CATCH" tun, wo einige Charaktere der Schule im Ring unter anderem auf namhafte Vertreter der Szene treffen. Tickets bekommt Ihr >>>hier.
Wer nicht nur zugucken, sondern auch selber Hand anlegen möchte, kann jeden Sonntag einfach ohne Anmeldung um 18.30 Uhr zum Probetraining in den Boxclub Olympia kommen oder sich unter der info@catchfactory.de melden.
Titelfoto: privat