Sensation in Leipzig: Herzstillstände von Jugendlichem erfolgreich behandelt
Leipzig - Bisher wurde die Methode der Kardioablation zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur bei Erwachsenen angewendet. Doch das hat sich am Herzzentrum Leipzig nun geändert.
Erstmalig in Deutschland ist es Kinderkardiologen und -rhythmologen aus dem Herzzentrum der Messestadt nun gelungen, wiederholte kurze Herzstillstände bei einem 16-jährigen Patienten erfolgreich mittels einer Kardioablation zu behandeln. Das teilte das Herzzentrum am Dienstag mit.
Wer häufig unter unkontrollierten Ohnmachtsanfällen leidet, könnte die Ursache am Herz finden: Oftmals steckt eine kaum erforschte Rhythmusstörung dahinter.
"Bei dieser Erkrankung bleibt das Herz der Patienten für längere Zeit, in der Regel 10 bis 30 Sekunden, stehen. Sie verlieren das Bewusstsein. Diesen Kollaps nennen wir Synkope", so Oberarzt und Kinderrhythmologe MU Dr. Roman Gebauer.
Er hat sich dazu entschlossen, die neuartige Behandlungsmethode nun auch bei Kindern und Jugendlichen durchzuführen.
"Bei der Neurokardioablation werden in einem operativen Eingriff die Nervennetze, die sich hinter dem rechten und linken Vorhof des Herzens befinden, mittels Radiofrequenzenergie und unter Zuhilfenahme von drei Millimeter starken Kathetern bei etwa 50 Grad Celsius gezielt verödet", wird in der Pressemitteilung genau erklärt.
16-Jähriger durfte einen Tag nach der OP nach Hause
Gebauer und seine Kollegen freuen sich, verkünden zu können, dass ihr 16-jähriger "Premierenpatient" bereits einen Tag nach der Operation wieder genesen nach Hause durfte.
Bislang mussten sich diese Patienten mit einem Herzschrittmacher zufrieden geben, welcher jedoch nicht das eigentliche Problem löst: Viele Betroffene waren weiterhin von Ohnmachtsanfällen betroffen. Ein Herzschrittmacher sei oftmals außerdem sehr unpraktisch und bedarf zahlreicher nerviger Kontrolltermine in der Klinik.
Doch nun gibt es eine neuartige Lösung - für Erwachsene und auch Jugendliche: "Die Neurokardioablation ist eine innovative Methode, die ganz neue Möglichkeiten für die Behandlung häufiger und schwerer Bewusstlosigkeit bietet – und das ohne Herzschrittmacher", so Prof. Dr. Gerhard Hindricks, Ärztlicher Direktor und Leitender Arzt der Abteilung für Rhythmologie.
"Dass wir jetzt Rhythmusstörungen bei Kindern und Jugendlichen mit dieser Methode behandeln können, ist ein wichtiger medizinischer Durchbruch und gibt den Betroffenen wahre Lebensqualität zurück."
Das Herzzentrum plant im Laufe des Jahres weitere Eingriffe dieser Art bei Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen.
Titelfoto: Christian Hüller/Herzzentrum Leipzig