Radspur vorm Leipziger Hauptbahnhof: 35.000 Euro für Unfallschwerpunkt, den es gar nicht mehr gibt
Leipzig - Seit Donnerstagmorgen laufen die Markierungsarbeiten vor dem Leipziger Hauptbahnhof, wo in Richtung Westen zwei der vier Fahrstreifen für den normalen Kfz-Verkehr verschwinden werden. Baubürgermeister Thomas Dienberg (Grüne) erläuterte vor Ort noch einmal die scheinbare Dringlichkeit der Maßnahme.
"Wir haben das sehr sorgfältig vorbereitet und sorgfältig kommuniziert", bekräftigte Dienberg die Erschaffung eines grün gefärbten Fahrradstreifens und einer daneben verlaufenden Einfädelspur für Taxen und den Wirtschaftsverkehr. Kostenpunkt: 35.000 Euro.
Drei Anträge habe es seit 2016 gegeben, diesen von täglich knapp 40.000 Fahrzeugen frequentierten "Unfallschwerpunkt" zu beseitigen, sagte der Grünen-Politiker.
Die jetzige Umsetzung sei eine "verkehrsbehördliche Anordnung", durch die der Verkehr so geführt werden soll, "dass die Unfallhäufigkeit abgebaut wird".
Doch jene Häufigkeit ist anhand der Zahlen nicht belegbar. 2013 sei der Verkehrsknotenpunkt vor dem Hauptbahnhof als "Massenunfallhäufungsstelle" deklariert worden.
Obwohl es in der Folgezeit nicht mehr die für diese Begrifflichkeit notwendigen und von Dienberg laut Bild genannten 15 Unfälle eines Typs pro Jahr gab (zwischen 2020 und 2022 insgesamt nur 24), blieb und bleibt die Definition bestehen. Solang, bis keine baulichen Veränderungen getroffen werden.
Dennoch bekräftigte der Baubürgermeister: "Die Unfallzahlen bestätigen, dass es nach wie vor eine Häufungsstelle ist."
Aus vier mach zwei vor dem Leipziger Hauptbahnhof: "Nichts, was aus der Hüfte geschossen wird"
Ziel ist es, die Komplexität aufzuheben und den Verkehrsraum neu aufzuteilen und dabei Radfahrern und Fußgängern mehr Platz einzuräumen. Durch die Wegnahme zweier Fahrspuren würden gefährliche Spurwechsel reduziert werden.
Im Vorfeld sei diese Situation bereits "sorgfältig" simuliert worden. "Das ist nichts, was aus der Hüfte geschossen wird", so Dienberg, der sich am kommenden Mittwoch auch im Stadtrat auf eine ausführliche Anfrage der Linken zur Maßnahme äußern wird.
Jene Simulation zeigte auch, dass nach Änderung der Ampelschaltungen der ankommenden Fahrtrichtungen Georgiring und Brandenburger Straße - die künftig nacheinander Grün haben und somit nicht mehr zeitgleich vor den Hauptbahnhof geführt werden - die "Leistungsfähigkeit, insbesondere vorm Wintergartenhochhaus, weiterhin bestehen bleiben" werde. "Trotz dem, dass zwei Spuren weggenommen werden."
Was einige Verkehrsteilnehmer von der Maßnahme halten, zeigte sich am Donnerstag vor Ort. Während ein Autofahrer hupte und den Mittelfinger zeigte, meckerte sogar eine Radfahrerin in Richtung Dienberg über die - ihrer Meinung nach - Sinnlosigkeit des Vorhabens.
Übrigens: Schon ab Montag wird zeitgleich auch an anderer Stelle Ähnliches vollbracht. Dem Ranstädter Steinweg wird stadteinwärts ab Höhe Leibnizstraße eine der beiden Spuren genommen. Auch dort wird ein Radstreifen für weitere 10.000 Euro entstehen.
Titelfoto: Bildmontage: News5, Livereport Leipzig