Kommentar zur Notbremse beim Bauprojekt Harthkanal: Ende mit Schrecken
Leipzig - Mehr als acht Jahre nach Baubeginn hat der Bergbau-Sanierer LMBV das Projekt Harthkanal für beendet erklärt. Und das ist nur konsequent, findet TAG24-Redakteur Alexander Bischoff.
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende ... Das war offenbar die Devise der LMBV, als sie beim Harth-Kanal jetzt die Reißleine zog.
Eine Verfünfzehnfachung der Kosten auf 150 Millionen Euro für rund 750 Meter schiffbaren Kanal wäre angesichts knapper Kassen auch nicht mehr vermittelbar gewesen.
Von Beginn an war das Projekt mehr von Begeisterung als von Sachverstand getragen. Landräte, Bürgermeister und Regionalplaner träumten von einer Seenplatte wie in Mecklenburg.
Ein riesiges Segelrevier sollte entstehen. Dass die lichte Höhe unter der Autobahnbrücke nur 8,32 Meter beträgt, was für die meisten Segelboote auf Cospudener und Zwenkauer See viel zu gering ist, wurde galant ignoriert.
Auch Warnungen von Umweltverbänden, dass das sulfatbelastete Wasser des drei Meter höher gelegenen Zwenkauer Sees die Wasserqualität im Cossi - immerhin Leipzigs beliebteste Badewanne - gefährden würde, verhallten in der Begeisterung über die Vision vom Wassertourismus.
"Das Gegenteil von gut ist gut gemeint"
Als dann im Frühjahr 2021 der schiffbare Kanal zwischen Störmthaler und Markkleeberger See in einer an Dramatik kaum zu überbietenden Hauruckaktion gesperrt wurde, weil die Böschung ins Rutschen geriet, wurde auch dem Letzten klar, dass die LMBV zwar ein kundiger Bergbausanierer, aber kein Wasserstraßenbau-Experte ist.
Bis heute ist der Kanal dicht, steht noch nicht einmal die Ursache der Beinahe-Katastrophe fest.
Das Gegenteil von gut ist "gut gemeint", besagt eine alte Volksweise. Eine andere belehrt: Schlechtem Geld solle man kein gutes hinterherwerfen. Beide beschreiben irgendwie Anfang und Ende des Harthkanal-Projektes.
Titelfoto: Bildmontage: Jan Woitas/dpa, Eric Münch