Kampf gegen den Fachkräftemangel: Leipzig soll eigenes Wohnheim für Azubis bekommen
Leipzig - Bei wachsender Wohnungsknappheit und steigenden Mietpreisen gucken nicht nur Leipzigs Studierende, sondern auch Azubis durch die Röhre. Da letztere im Vergleich zu den Uni- und Hochschulgängern bislang eher stiefmütterlich behandelt worden sind, bekommen Leipzigs Fachkräfte von morgen nun Rückenwind.
Auf einen Antrag der SPD und Linken hin widmete sich die Ratssitzung am Mittwoch der Frage, wie man Auszubildende in der Messestadt während ihrer Lehre preiswert und schnell unterbringen kann.
"Aktuell bewerben sich teils hunderte Interessierte auf eine Wohnung - die ersten Leidtragenden sind Geringverdiener und Menschen von außerhalb. Jeder weiß, dass ein Ausbildungsgehalt bei Weitem nicht einem Vollzeit-Gehalt entspricht", so SPD-Stadtrat Christopher Zenker.
Laut Linken-Stadträtin Juliane Nagel könnte ein eigenes Wohnheim für Azubis bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels helfen.
"Wir können uns nicht den schlanken Fuß machen und sagen: Wir brauchen Fachkräfte, aber kümmern uns nicht um ihre Lebensbedingungen", kritisierte Nagel.
Stadtrat will für Wohnheim-Konzept Kammern und Unternehmen mit ins Boot holen
Laut Grünen-Politikerin Katharina Krefft könne man die Verantwortung für die Wohnraumlösung nicht nur bei der Stadt suchen, sondern muss sich auch weitere Akteure wie die Kammern und Gewerkschaften ins Boot holen.
"Die Kammern wagen sich bislang noch nicht aus der Deckung, was eine eigene Beteiligung an der Finanzierung angeht", bedauerte die Stadträtin.
Laut FDP-Stadtrat Sven Morlok sollten vor allem auch die Unternehmen selbst in die Pflicht genommen werden, um ihre Azubis in der Messestadt unterzubringen.
Und auch seitens der CDU wurde gefordert, zunächst den genauen Bedarf der jungen Menschen zu klären - etwa, ob sich ein entsprechendes Wohnheim eher nahe der Berufsschule oder der Ausbildungsstandorte befinden sollte.
Mit 48 Ja- und sieben Nein-Stimmen beschloss die Ratssitzung letztendlich, dass die Verwaltung zunächst bis zum zweiten Quartal 2024 eine Bedarfsanalyse durchführen soll. Im nächsten Schritt soll dann ein Konzept für die Unterbringungsfrage erarbeitet werden.
Titelfoto: Jan Woitas/ZB/dpa