Kahlschlag, aber Sonnensegel: Wie geht Leipzig künftig mit der Hitze um?

Von Anke Brod

Leipzig - Bei Hitzewellen ist die Gesundheit der Einwohner Leipzigs Sommer für Sommer immer mehr in Gefahr. Die Ratsversammlung will am Mittwoch daher den "Hitzeaktionsplan 2024 bis 2026" (HAP) beschließen. Gleichzeitig fallen in der Messestadt oftmals Schatten spendende Bäume oder Hecken für Bauvorhaben radikal der Kettensäge zum Opfer. Passt das zusammen?

Wie hier in der Ludolf-Colditz-Straße in Leipzig-Stötteritz gibt es an Neubauten oftmals kaum noch natürlichen Schatten durch Bäume. Im Sommer heizt sich alles auf.  © Anke Brod

Laut HAP-Beschlussvorlage soll etwa das öffentliche Trinkwasserangebot vergrößert werden. Überdies sollen Obdachlose bei flirrender Sommerhitze Wasser, Sonnencreme und leichte Kleidung ausgehändigt bekommen. Und für Kitas oder Altenheime stehen Präventionsmaßnahmen auf dem Papier. Eine Hitzewarn-App für die City ist ebenfalls angedacht.

Schon jetzt behelfen sich städtische Kitas teils mit Sonnensegeln. Meist sind das Neubauten, wie auch die Einrichtung in der Ludolf-Colditz-Straße im Stadtteil Stötteritz. An jener Stelle lud zuvor ein kleiner Park zum Verweilen ein, wenige Bäume als natürliche Schattenspender blieben stehen. Und die Ersatzpflanzungen dort brauchen ihre Zeit ...

Auch in der Straße des 18. Oktober/Ecke Johannisallee war der Anwohner-Aufschrei groß: In dem ehemaligen DDR-Neubaugebiet erfuhr eine durch Bürger gehegte Grünanlage mit teils 50 Jahre alten Bäumen am 19. Februar nahezu komplette Abholzung.

Leipzig Politik Pellmann als Direktkandidat der Linken in Leipzig gewählt

Das Terrain gehört der Leipziger Wohnungsbaugesellschaft (LBW). Gebaut wurde hier bis dato nichts. Die Initiative Stadtnatur veröffentlichte seinerzeit ein Video der umstrittenen Aktion.

Via Facebook bittet die Anwohnerinitiative "Stadtteilpark Zentrum Süd" aktuell hier ebenfalls um Gehör. "Wer zieht die verantwortlichen Dezernenten und die LWB dafür zur Verantwortung?", fragen sich die Beteiligten. Die Grünanlage hätte ihrer Meinung nach nicht zerstört werden dürfen.

Anzeige
Am 19. Februar 2024 wurde eine beliebte Grünanlage in der Straße des 18. Oktober/Ecke Johannisallee dem Erdboden gleichgemacht. Zwischen den vorhanden Hochhäusern staut sich im Sommer die Hitze.  © Anke Brod

Gefahr für alten Baumbestand

Diese Grünflächen samt Parkplätzen müssen bald weichen.  © Anke Brod

In Leipzig-Probstheida macht im Namen weiterer Anwohner Carmen Miosga (55) per Petition ebenfalls auf drohenden Naturverlust aufmerksam.

Im Viertel Wunderlichstraße/Crednerstraße habe die Stadt Leipzig ihrer Tochtergesellschaft LWB den Auftrag erteilt, auf engstem Raum 91 Wohneinheiten als sogenannte Lückenbebauung zu schaffen, heißt es.

"Dafür müssen der bestehende unversiegelte Parkplatz mit seinen Grünflächen und dem alten Baumbestand sowie die Blühwiese auf der anderen Straßenseite weichen", listet Miosga auf.

Leipzig Politik Wichtiger Umbau auf Leipziger Hauptstraße, dafür aber Staus? "Unsinn sein lassen!"

Für den Neubau sei vorgesehen, einige der alten, großen Bäume zu fällen und die große Blühwiese zu versiegeln. "Damit verlieren Vögel, Insekten und artgeschützte Fledermäuse ihr Quartier und sind in ihrer Existenz bedroht", mahnen die Betroffenen.

Ihr Anliegen: "Wir, die Unterzeichner dieser Petition, möchten unseren entschiedensten Widerstand gegen den geplanten Neubau auf beiden Seiten der Wunderlichstraße in Leipzig-Probstheida ausdrücken". Es betreffe nicht nur den Verlust von "wertvollem Grünraum" in dem denkmalgeschützten Viertel - der Erhalt des ebenso geschützten Baumbestandes sei ihnen Herzensangelegenheit.

Das Fazit aus dem Leipziger Südosten liest sich kurz und knapp: "Die Abholzung in unserer Stadt muss beendet werden!"

Mehr zum Thema Leipzig Politik: