Distillery muss neuem Viertel weichen: Was passiert mit Leipzigs ältestem Techno-Schuppen?

Leipzig - Seit Anfang der 90er Jahre ist die Distillery einen Instanz in der Leipziger Clublandschaft. Im Zuge von Baumaßnahmen soll der beliebte Techno-Schuppen nun aus seinen bisherigen Räumlichkeiten weichen - wie es dann weitergehen könnte, beriet der Leipziger Stadtrat am Mittwoch.

Die Distillery gibt es seit Anfang der 90er Jahre an ihrem Standort auf der Kurt-Eisner-Straße. Damit ist im März 2022 Schluss.
Die Distillery gibt es seit Anfang der 90er Jahre an ihrem Standort auf der Kurt-Eisner-Straße. Damit ist im März 2022 Schluss.  © dpa/Sebastian Willnow

Auf Antrag der Grünen-Partei hin forderte Stadtrat Jürgen Kasek einen bedingungslosen Support der Stadt gegenüber dem beliebten Club. "Wir erwarten ein deutliches Signal der Stadt, indem beispielsweise noch einmal offensiv das Gespräch mit dem Vorhabensträger gesucht wird", so Kasek.

Aktuell hat die Distillery ihren Standort noch auf der Kurt-Eisner-Straße, wo auch jüngst ein Modellprojekt zu Kulturveranstaltungen während der Corona-Pandemie stattfand. Im Zuge der Bebauung des Gebietes rund um den Bayrischen Bahnhof muss der Club laut Rahmenvereinbarung bis spätestens März 2022 ausgezogen sein.

Unter anderem im Gespräch als neuer Standort ist das Projekt Gleisdreieck an der Arno-Nitzsche-Straße, in dem ein neues Kulturzentrum entstehen soll, und auch der Kohlrabizirkus, der jüngst von der Stadt aufgekauft worden war und für mehrere Kultur- und Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung stehen soll.

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Das Problem: Düsteren Prognosen von LINKEN-Stadtrat Thomas Kumbernuß nach könnte das Gleisdreieck erst 2028 nach umfangreichen Baumaßnahmen für einen Umzug in Frage kommen, auch der Kohlrabizirkus wird frühestens nach umfassenden Sanierungsarbeiten bezugsfertig sein, womit die Distillery nichtsdestotrotz jahrelang ohne Räumlichkeiten dastünde.

Kann die Distillery ihren Mietvertrag auf der Kurt-Eisner-Straße noch verlängern?

Das Gleisdreieck in der Arno-Nitzsche-Straße kommt als neuer Standort für die Distillery in Frage - dieses könnte allerdings erst ab 2028 bezugsfertig sein.
Das Gleisdreieck in der Arno-Nitzsche-Straße kommt als neuer Standort für die Distillery in Frage - dieses könnte allerdings erst ab 2028 bezugsfertig sein.  © Violettta Kuhn/dpa-Zentralbild/dpa

Eine weitere Möglichkeit könnte sein, dass die Distillery als Interimslösung in Absprache mit dem Vorhabensträger noch weiter in ihren Räumlichkeiten verweilen darf. Laut Baubürgermeister Thomas Dienberg (Grüne) und der CDU könnte das allerdings den Baustart rund um das neue Viertel verzögern.

Während also bereits nach tatsächlichen Lösungen gesucht wurde, beschäftigte sich die AfD noch mit Grundsatzfragen. "Ein Club ist ein privates Unternehmen, welches Geschäfte macht. Wo liegt also da die öffentliche Aufgabe?", fragte Stadtrat Roland Ulbrich.

"Hier hat ein Privatinvestor dafür gesorgt, dass ein wichtiger Standort wegfallen könnte, also sind wir in der Verantwortung", entgegnete Linken-Stadträtin Juliane Nagel. Tatsächlich wurde in einem Entschluss des Stadtrats aus 2019 festgelegt, dass kulturelle Freiräume in Leipzig in der Stadtplanung berücksichtig werden sollen.

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Mehrstimmig beschlossen wurde schließlich, dass die Stadt noch einmal mit dem Bauherren des neuen Viertels um den Bayrischen Bahnhof über eine mögliche Verlängerung des Mietvertrags in der Kurt-Eisner-Straße sprechen soll.

Auch weitere Interimslösungen sollen diskutiert werden. Es bleib also vorerst offen, wie es für die Distillery ab März 2022 weiter geht.

Titelfoto: dpa/Sebastian Willnow

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