Bekommt Leipzig bald einen Drogenkonsumraum? "Können Augen nicht weiter verschließen!"
Leipzig - In der Sitzung vom vergangenen Mittwoch diskutierte der Leipziger Stadtrat darüber, ob es in der Messestadt bald einen sogenannten Drogenkonsumraum geben soll.
Unter einem Drogenkonsumraum versteht man eine Einrichtung, in der Drogenabhängige unter medizinischer Aufsicht mitgebrachte Drogen injizieren oder rauchen können.
Mittlerweile gibt es laut der Deutschen Aidshilfe 30 solcher Räume in ganz Deutschland, das Konzept entlastet das Gesundheitssystem, das Ordnungsamt und die Öffentlichkeit - und hat vor allem für manch einen Konsumenten bereits die Tür in ein Leben ohne Drogen geöffnet.
In Leipzig gibt es so eine Räumlichkeit bislang noch nicht. Laut der Fraktion der Linken soll sich dies möglichst bald ändern!
"Menschen konsumieren Drogen, auch wenn diese verboten sind. Wegen unhygienischen Umständen ist die Todeszahl intravenös Konsumierender, vor allem mit Heroin und Crack, gleichbleibend auf einem hohen Niveau, plus einer Dunkelziffer", trug Linken-Stadträtin Juliane Nagel am Mittwoch in der Ratssitzung vor.
Bereits 2016 war die Idee eines Drogenkonsumraums im Stadtrat abgeschmettert worden. Nun will die Linke das Thema noch einmal in den Vordergrund rücken und eine Machbarkeitsstudie veranlassen.
Die Studie soll die Strukturen und Gewohnheiten untersuchen, den Bedarf in Leipzig erfassen und ein Fundament für den Aufbau eines Drogenkonsumraums schaffen. Der Antrag traf auf breite Zustimmung im Leipziger Rathaus.
Mobil oder stationär? Stadtrat diskutiert über Umsetzung des Drogenkonsumraums
"Wer viel Zeit im Leipziger Osten verbracht hat, kennt die Problematik. Die Konsumenten und Anwohner leiden, weil es keine Rückzugsorte gibt", stimmte Grünen-Stadtrat Martin Meißner zu.
Auch die Freibeuter-Fraktion sprach sich für den Antrag aus. "Die Wundbehandlung nach dem Konsum an den unrühmlichsten Ecken mit Spritzen und anderem Mobiliar bindet immer mehr Kapazitäten in den Krankenhäusern. Wir können die Augen nicht weiter verschließen", so Sascha Matzke.
Diskussionsbedarf gab es noch in der Frage, ob die Machbarkeitsstudie für einen stationären oder mobilen Konsumraum aufgestellt werden soll.
"Es gibt Studien, die zeigen, dass mobile Räume nicht so viele Betroffene erreichen wie die stationären. Es sollte Teil der Prüfung sein, was in Leipzig mehr Sinn macht", forderte CDU-Stadträtin Jessica Heller.
Die Mehrheit der Ratssitzung stellte sich hinter den Antrag der Linken - bis Februar 2024 soll die Machbarkeitsstudie durchgeführt werden, die Stadtverwaltung soll zwecks Finanzierungsmöglichkeiten auf den Freistaat zugehen.
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