Nur noch Mangel in der Manege: Gestrandeter Zirkus weiß nicht weiter
Zeithain - Mögen die Umstände noch so unglücklich aufeinandertreffen: Irgendwie schaffen es Zirkusdirektoren immer, die hungrigen Mäuler der Großfamilie und die der Tiere zu füttern - auch wenn der Küchenchef meist Genügsamkeit heißt. Diese Corona-Krise mit Veranstaltungsverbot treibt aber selbst den Pfiffigsten zur Verzweiflung: Wie soll es bloß weitergehen?
Die Tour war bis ins letzte Detail vorbereitet. Zunächst wollte der traditionsreiche "Zirkus Aeros" zehn Tage lang Meißen beglücken.
Mit den Einnahmen wären dann auch die folgenden Gastspiele in Großenhain, Radebeul und Pirna gesichert gewesen. Über andere sächsische Städte wäre es im Sommer nach Thüringen gegangen. Doch dann kam das Veranstaltungsverbot.
"Bisher", sagt Zirkusdirektor Bernhard Schmidt (59), "haben wir es noch immer geschafft, selbst über die Runden zu kommen."
Das Oberhaupt der 19-köpfigen Zirkusfamilie atmet tief durch. "Unsere finanziellen Mittel sind erschöpft. Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll."
Zirkus in Nöten: 25 Tiermäuler, 40 Fahrzeuge, 10.000 Plakate
Denn vor einer Tournee muss man richtig investieren.
Um für das Tausend-Leute-Zelt einen TÜV zu bekommen, muss alles Mögliche erneuert werden. Auch die 40 Fahrzeuge, die für den Betrieb notwendig sind, wurden auf Vordermann gebracht. Über 10. 000 Plakate und Flyer hat Schmidt drucken lassen - wohl alle für den Müll.
Der schönste Lohn ist der Applaus? Jetzt nur eine hohle Phrase. Man ist auf die Einnahmen aus der Manege angewiesen. Denn die Versicherungen und Betriebskosten laufen ja weiter.
Und es gibt noch die 25 Tiermäuler, die es zu stopfen gilt: Kamele, Pferde, Zebras und Büffel scharren auch schon mit den Hufen. Sie müssen im Winterquartier in Röderau bei Zeithain täglich bewegt werden. Und jeden Tag verputzen sie zwei große Heuballen, zwei Zentner Hafer und drei Zentner Futterkarotten oder Brot.
Nicht der einzige Zirkus, der feststeckt
Man hatte sich so auf das Publikum gefreut.
Die Artisten, Jongleure und die Zirkuskapelle hatten brandneue Nummern eingeübt. Die müssen sie nun auch täglich trainieren, um nicht außer Form zu kommen. Clown Pauli, der eigentlich andere zum Lachen bringen will, schaut traurig zu.
Ob die von der Bundesregierung versprochene Unterstützung für Künstler auch für das fahrende Zirkusvolk greift, konnte Direktor Schmidt noch niemand bestätigen.
Aeros ist nicht der einzige Zirkus, der in Sachsen gestrandet sind. In Wurzen bangt Circus Alexander Berlin um die Existenz, in Weinböhla sitzt Circus Magic fest. Bernhard Schmidt: "Wir brauchen dringendst Unterstützung."
Info: zirkus-aeros.com
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Titelfoto: Erik Münch