Nach Feuer in Leipziger Plattenbau: Deshalb wollen die Mieter nur noch weg!
Von Anke Brod
Leipzig - Das verheerende Feuer in einem Plattenbau im Leipziger Stadtteil Paunsdorf am vergangenen Samstag hat offenbar eine brisante Vorgeschichte. Die wegen des Verdachts auf schwere Brandstiftung vorläufig festgenommene 56-jährige Mieterin war den Hausbewohnern schon zuvor brandgefährlich aufgefallen.
Laut Zeugen soll die mutmaßlich psychisch kranke Frau nicht nur vor ihnen mit Messern herumgefuchtelt, mit einem Hammer Wände traktiert, an Türen getreten oder Sachen auf den Stufen verteilt haben. Schlimmer noch: Die Frau hat wohl sogar ihre Notdurft im Treppenhaus verrichtet.
Im Gespräch mit einigen Mietern erfuhr TAG24 am Dienstag, dass die zuständige Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) nach sowohl mündlichen als auch schriftlichen Beschwerden kaum etwas zur Wiederherstellung des Hausfriedens unternommen habe.
Mit beinahe schlimmen Folgen. "Wäre dieser Brand mitten in der Nacht ausgebrochen, hätten Menschen sterben können", zeigte sich eine Mutter zweier Kleinkinder vor Ort erschüttert.
Der unsanierte DDR-Plattenbau an der Gundermannstraße, in dem die Sicherungskästen noch direkt neben der Spüle angebracht worden sind, ist ein "gebranntes Kind". Laut Bewohnern brach hier vor rund einem Jahr bereits in einer Wohnung im vierten Stock ein Feuer aus sowie vor drei Jahren in der fünften Etage.
Die meisten Mieter in dem Objekt - Einwanderer wie Deutsche, mit und ohne Familie - sind inzwischen mit ihren Nerven am Ende. Unter anderem befürchten sie weiteres Unheil durch die veraltete Elektrik in nun löschwasserfeuchten Wänden.
Viele suchen schon länger neue Wohnungen. "Bisher leider vergebens", erfuhr TAG24 von einem Familienvater.
Mieter fühlen sich von LWB im Stich gelassen
Vor allem die betroffenen Migranten im Haus fühlen sich wohl von der LWB abgewimmelt, so empfindet es der Mann. Bei konkreter Nachfrage seien angebotene Wohnungen bisher plötzlich "reserviert" gewesen, so die leidvolle Erfahrung. Außerdem sollen Einheimische den gut integrierten und berufstätigen Zuwanderern vorgezogen worden sein.
Nach dem schlimmen Feuer am Samstag gab es in dem betroffenen Plattenbau auch am Dienstag zunächst weder Wasser noch Strom. Mobile Trinkwassertanks oder Notstromaggregate zur Überbrückung hatte die LWB in diesem Zeitraum augenscheinlich nicht organisiert.
Einzig grobe Reinigungsarbeiten waren im Gange. Denn dem Vernehmen nach ist das Haus seit Wochenbeginn wieder freigegeben. Die evakuierten Menschen übernachteten bisher bei Bekannten oder im Hotel.
Erfreulich: Immerhin stehe seit Dienstagabend die Wasserversorgung, wie TAG24 am Mittwochmorgen erfuhr. Der Strom sollte nach Mieterbekunden ebenfalls zeitnah kommen. "Wir fühlen uns insgesamt aber alleingelassen", beklagten die Mieter. Sie wünschen sich von der LWB endlich so schnell wie möglich andere Wohnungen.
Ein von TAG24 erbetenes Statement der LWB zur Situation im Haus steht derzeit noch aus.
Titelfoto: Bildmontage: Anke Brod