Kommentar: Rotlicht funkt SOS - Will die Politik die Branche austrocknen?
Leipzig - Am morgigen Donnerstag werden sich nach wochenlanger Schließung zum ersten Mal wieder die Türen einiger Bordelle öffnen (TAG24 berichtete). Für wenige Stunden nur - und nicht zur Erfüllung erotischer Träume.
Es geht vielmehr um einen Albtraum, aus dem die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter im Land gern erwachen möchten.
Seit Mitte März haben sie Berufsverbot. Das Coronavirus und das, was die Politik daraus macht, bringt sie um ihre Existenzgrundlage.
Während andere "körpernahe Dienstleistungen" wie Friseure, Massagestudios und Pediküren unter Einhaltung von bestimmten Hygienestandards längst wieder am Kunden arbeiten dürfen, nützt den Liebesdienerinnen das beste Hygienekonzept nichts. Sie bleiben ausgeschlossen. Prostituierte haben keine politische Lobby.
Der Bundesverband erotischer und sexueller Dienstleistungen e.V. beklagt zu Recht eine Ungleichbehandlung.
Vor allem, dass die Sexarbeiterinnen von jedweder Corona-Hilfe ausgeschlossen sind, ist ungerecht.
Und es bewirkt genau das Gegenteil von dem, was die Politik mit Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes 2017 eigentlich erreichen wollte. Denn immer mehr Liebesdienerinnen werden so in die Illegalität gedrängt.
Der Verdacht liegt nahe, dass hier eine missliebige Branche mithilfe des Infektionsschutzes ausgetrocknet werden soll. Mehrere Bundestagsabgeordnete von CDU/CSU und SPD haben ja bereits eine Initiative für ein generelles Sexkaufverbot gestartet.
Mit dem "Tag der offenen Tür" will das älteste Gewerbe der Welt nun dagegenhalten und sachlich darüber informieren, dass auch hier nur Menschen arbeiten, die mit diesem Beruf ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Titelfoto: Ralf Seegers; Andreas Arnold/dpa