Lost-Places-Tour: Wer reißt diesen Leipziger Bahnhof endlich aus dem Dornröschenschlaf?

Von Anke Brod

Leipzig - Das seit Ende 2013 mit Start des Leipziger City-Tunnels brachliegende Bahnhofsgebäude an der Güntzstraße im Stadtteil Stötteritz wurde nun zum Lost-Places-Schauplatz: Mit Stadtbezirkskonservator Henning Wetzel als Fachmann führte der ansässige Bürgerverein Interessierte durch das Innenleben. Bis dato gibt es weder Investoren noch Nutzungspläne für das unsanierte Gemäuer. 

Stadtkonservator Henning Wetzel (v.) führte durch das Gelände des alten Bahnhofs.
Stadtkonservator Henning Wetzel (v.) führte durch das Gelände des alten Bahnhofs.  © Anke Brod

Der historische Bahnhof wurde im Dezember 1891 als Güterladestelle eröffnet und diente ab Mai 1893 zusätzlich als Haltestelle für den Personenverkehr. Der Betrieb nahm bald zu, und so erweiterten die Verantwortlichen die Gleisanlage inklusive zweier Stellwerke. 

Ab dem 1. Mai 1905 hieß die Station dann offiziell "Bahnhof Stötteritz". Ein Jahr später war auch das imposante, gelb geklinkerte Empfangsgebäude für Reisende und Bedienstete fertig. 

Zur Elektrifizierung des "Sächsischen Dreiecks" mit den Städten Leipzig, Dresden, Chemnitz und Zwickau erhielt die Anlage in den 1960er Jahren Fahrleitungen. Wegen der wirtschaftlich guten Lage am Güterring entstand in Stötteritz 1968 zudem ein großer Container-Umschlagplatz. 

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Und mit Geburt der Leipziger S-Bahn 1969 fungierte der Bahnhof als "Haltepunkt Leipzig-Stötteritz". Die Züge bedienten den Hauptbahnhof und retour. Vor allem für das geschäftliche Treiben auf der Alten Messe war diese schnelle Verbindung interessant. 

Doch seit dem 24. November 2012 ruht der Abschnitt "Leipzig-HBf – Stötteritz" nach 134 Jahren für immer. Das stilvolle Bahnhofsgebäude fristet seither ein trostloses Dornröschendasein. Die Adresse ist für S-Bahn-Nutzer nämlich seit Eröffnung des City-Tunnels im Jahr 2013 lediglich ein reiner Outdoor-Haltepunkt mit Treppen- und Fahrstuhlzugang. 

Der Bahnhof Leipzig-Stötteritz verfällt immer mehr.
Der Bahnhof Leipzig-Stötteritz verfällt immer mehr.  © Anke Brod

Schutz gegen Vandalismus

Um das Bahnhofsgebäude nach Nutzungsende durch die Deutsche Bahn AG vor Zerstörung und Verfall zu schützen, initiierte 2018 das Leipziger Amt für Bauordnung und Denkmalpflege die Reparatur der Dachentwässerung. Zudem wurden Fenster und Türen verschlossen. Die Abteilung Denkmalpflege kontrolliert das Grundstück regelmäßig - vor allem auf unbefugtes Betreten. 

Nach Auskunft von Henning Wetzel ist über einen Verkauf des Bahnhofs oder Absichten eines potentiellen neuen Eigentümers derzeit nichts bekannt. Denkbar wäre hier ein kombiniertes Wohn- und Gemeinschaftprojekt mit künstlerischer, gastronomischer oder soziokultureller Nutzung. Das wünschen sich einige Bürger.

Es wird Zeit: Der Vorplatz ist inzwischen zum Hundekackplatz und Müllkippe verkommen...

Titelfoto: Anke Brod

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