Zwischen Bergen von Müll: Wie wir Städte und Natur verschmutzen
Leipzig - Sei es das Ausmisten im Kleiderschrank oder die Zunahme an Essen und Trinken to go: Seit Corona steigt der vom Verbraucher gemachte Müll an. Am gestrigen Mittwoch zeigte "MDR Exakt - Die Story" in "Zugemüllt", wo dieser Abfall schließlich landet.
Einer der Orte, der am meisten von den Massen an Verpackungsresten und anderen Mitbringseln betroffen ist, ist der Park. Aus diesem Grund organisiert die Leipzigerin Katja Roßburg seit drei Jahren sogenannte Clean-ups.
"Exakt" zeigt sie an einem Samstag im Lene-Voigt-Park. Abends treffen sich hier Jugendliche und junge Erwachsene, um eine schöne Zeit zu verbringen.
Die Spuren davon sieht man am nächsten Tag: Überall liegen Essensreste vom Schnellimbiss, Flaschen, Kronenkorken und Kippenstummel.
Die Stadtreinigung mit der Entsorgung zu beauftragen, würde mehr Kosten für die Stadt und eine höhere Müllgebühr für die Anwohner bedeuten. Eine finanzielle Belastung, die wohl keiner haben will. Also stellen sich Katja und ihre Freiwillen Helfer der Herausforderung.
"Die Motivation ist einfach auch, andere anzustoßen mitzumachen. In dem Moment bekommt man auch einen anderen Blick darauf. Dann nimmt man erstmal alles wahr", erklärt sie.
Angler, die Müll fischen
Auch in Magdeburg gibt es solche Clean-ups. Hier finden sich die Herren des Angler-Vereins zusammen, um die Natur rund um die Magdeburger Seen von Unrat zu befreien.
Edgar Appenrodt koordiniert die Reinigung des Barleber Sees, der in der Nähe der Autobahn liegt.
Schnell wird der See zur illegalen Müllhalde. Appenrodt und sein Team finden hier neben kleineren Autoteilen und Reifen auch eine Autobatterie, die erhebliche Folgen für die Umwelt haben kann.
Er erklärt, dass die Verfolgung der Täter aussichtslos sei, da das Ordnungsamt die Taten nur schwierig beweisen könne.
Anders geht es dahingehend in Chemnitz vonstatten: Hier werden die Müll-Sünder akribisch vom Umweltamt ausfindig gemacht. So konnte Chemnitz innerhalb eines Jahres schon um die 35.000 Euro an Bußgeldern einnehmen.
Ein Betrag, der hinsichtlich der Entsorgungskosten von jährlich circa 20.000 Euro hoch erscheint, doch sind die Strafen für den Einzelnen zum Teil so gering, dass sie nicht vor der illegalen Müllentsorgung abschrecken.
Zu faul zum Wegschmeißen
"Eine der am häufigsten genannten Littering-Ursachen ist Bequemlichkeit", erklärt Dr. Rebekka Gerlach von der Humboldt-Universität Berlin.
In fast der Hälfte aller Fälle, in denen Personen ihren Müll auf der Straße liegen ließen, sei der Abfallbehälter höchstens zehn Meter entfernt gewesen.
Auch André Barth von Bezirksamt Dresden-Neustadt testet immer wieder neue Ideen, um den Dresdnern die Entsorgung zu erleichtern. So führte er als einer der ersten sogenannte Müllmelder ein, bei denen die Anwohner über Müllstellen informieren können, die dann innerhalb von drei Tagen von der Stadt beseitigt werden.
Gerade die Neustadt sei als dicht bewohnter Stadtteil und Partyviertel besonders problematisch.
Wie einfach und günstig es ist, den Müll zu entsorgen, zeigt der Besuch eines Werkstoffhofs in Jena. Ein Kunde erklärt: "Die Natur wird schon genug belastet durch uns Menschen. Da muss das nicht sein, dass sie noch weiter verschmutzt wird, nur weil ich mir zu faul und zu fein bin, um zum Werkstoffhof zu fahren."
"Zugemüllt: Warum unsere Umwelt immer dreckiger wird" steht in der MDR-Mediathek kostenlos zum Streamen zur Verfügung.
Titelfoto: MDR/Oliver Matthes