Wohnungsnot in Leipzig: Tausende Senioren, doch wo sollen sie hin?

Leipzig - Leipzig ist auf das Wohnen zahlreicher älterer Menschen nicht vorbereitet. Das geht aus einer vom Bundesverband Deutscher Baustoffhandel (BDB) veranlassten Untersuchung durch das Pestel Institut hervor.

Bis 2045 steige der Bedarf an altersgerechtem Wohnraum in Leipzig drastisch an.  © Jan Woitas/dpa

"Der Wohnungsmarkt in Leipzig ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert", erklärte Institutsleiter Matthias Günther.

"Das wird sich in den nächsten Jahren allerdings noch enorm verschlimmern. Oder anders gesagt: Leipzig rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu."

Der Untersuchung zufolge leben derzeit in 26 Prozent der 336.000 Leipziger Haushalte Senioren. Dementsprechend benötige es bereits jetzt 20.000 altersgerechte Wohnungen.

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Aufgrund des Renteneintritts der geburtenstarken Jahrgänge werde diese Zahl bis 2045 drastisch steigen. Das Institut prognostiziert satte 29.100 altersgerechte Seniorenhaushalte, die in 20 Jahren fällig werden.

Hinzu kommt, dass ein Teil der Seniorenwohnungen nicht mal von ihrer Zielgruppe bewohnt werden würde, was den Bedarf zusätzlich erhöht.

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Gerecht fürs Alter und den Geldbeutel

Wichtig sei zudem, Wohnungen, in denen bereits Senioren leben, altersgerecht zu gestalten.  © Nils F. Hillebrand

In den 16.600 Leipziger Haushalten, die schon jetzt von Senioren bewohnt werden, sei es zudem wichtig, dass sie über eine altersgerechte Ausstattung verfügen.

"Ob Eigenheim, Reihenhaus oder Eigentumswohnung: Es ist wichtig, älteren Menschen für ihr Wohneigentum rechtzeitig einen Anreiz zu geben, ihr eigenes Zuhause seniorengerecht umzubauen. Dabei ist das Bad das A und O", so Günther.

Außerdem warnt das Institut vor drohender Altersarmut und sogenannten K.-o.-Mieten, die sich insbesondere durch teure Umbaumaßnahmen ergeben könnten.

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Viele der Baby-Boomer-Generationen wären zeitweise arbeitslos gewesen oder hätten für Niedriglohn gearbeitet, was sich in ihrer Rente widerspiegelt.

"Ihre Miete können sie sich damit nicht mehr leisten. In Zukunft werden also deutlich mehr Menschen als heute in Leipzig auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben."

Gefordert werden eine Neubau- und Sanierungsoffensive

Katharina Metzger, Präsidentin des BDB, fordert mehr Aufmerksamkeit der Politik im Hinblick auf das Problem.  © Tobias Seifert

Trotz des wachsenden Problems würde die Regierung die Wohnungsnot seit Jahren ignorieren.

Katharina Metzger, Präsidentin des BDB, fordert: "Das Wohnen muss bei den Koalitionsverhandlungen ein absoluter Schwerpunkt sein. Es ist wichtig, dass die CDU und die SPD in Leipzig dieses 'SOS-Notsignal fürs Wohnen' deutlich nach Berlin funken."

Dabei gehe es jedoch nicht nur um Seniorenwohnungen, die durch Neubau und Sanierung entstehen sollen, sondern auch um bezahlbaren Wohnraum und Sozialwohnungen. Zudem bedeute die Wohnungsbau-Krise auch einen Verlust von Arbeitsplätzen auf dem Bau, den es dringend zu verhindern gelte.

"Wer schlecht wohnt, fühlt sich schlecht regiert" so Metzger.

"Wer eine horrende Miete zahlen muss oder erst gar keine Wohnung findet, die er noch irgendwie bezahlen kann, bei dem wächst Frust. Das alles ist sozialer und letztlich auch demokratischer Sprengstoff."

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