Wilhelm-Leuschner Platz beschäftigt Leipziger: Was wird aus dem DDR-Prestige-Ort?

Leipzig - Schon seit Jahren beschäftigen unterschiedlichste Diskussionen rundum die Gestaltung des Wilhelm-Leuschner-Platzes Leipziger Anwohner, Ämter und Behörden. Die MDR-Sendung "Umschau" zeigte am Dienstagabend die Vergangenheit, Gegenwart sowie die mögliche Zukunft der kahlen 62 Hektar inmitten der Innenstadt.

Fast sieben Jahrzehnte habe der Platz nach dem Krieg brach gelegen.
Fast sieben Jahrzehnte habe der Platz nach dem Krieg brach gelegen.  © privat

Bereits seit sieben Jahrzehnten klafft im Herzen Leipzigs eine kahle Stelle: Der Wilhelm-Leuschner-Platz.

Dass dieser einst als belebter Platz, damals als Königsplatz, unter anderem sogar für die Kleinmesse genutzt wurde, sei heute nur noch im Stadtarchiv an der Alten Messe zu sehen, berichtet die "Umschau".

"Viele Gebäude kennen wir heute gar nicht mehr", erklärte Archivarin Marleen Schnur. Der Großteil der repräsentativen Gebäude sei bei dem Luftangriff von 1943 zerstört worden.

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Heute bekannt sei nur noch das Grassimuseum, dessen Gebäude nun die Stadtbibliothek beherbergt.

Fast sieben Jahrzehnte habe der Platz nach dem Krieg schließlich so gut wie brach gelegen.

Der Bowlingtreff am Wilhelm-Leuschner-Platz: Ein Juwel der Leipziger

In dem ehemaligen Bowlingtreff seien täglich bis zu 2500 Gäste ein und aus gegangen.
In dem ehemaligen Bowlingtreff seien täglich bis zu 2500 Gäste ein und aus gegangen.  © privat

"Ein bleibendes Schmuckstück. Ein Bowlingtreff, ein Freizeittreff für Leipzigs Bürger. Es kann losgehen: Kegelbahnen, Fitnessräume laden zum Sport ein", verkündete man im DDR-Fernsehen zur Eröffnung im Juli 1987.

Täglich seien bis zu 2500 Gäste ein und aus gegangen, so der MDR. Doch 10 Jahre später schloss das Center.

Seine Zukunft liegt nun in den Händen von Ronny Leder, Chef des Leipziger Naturkundemuseums.

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"Das Volk selber hat es sich gebaut. 4000 bis 6000 Leipzigerinnen und Leipziger haben hier zwei Jahre lang gewerkelt. 40.000 Stunden freiwillige Arbeit. Die sogenannten Aufbaustunden. Und das ist das Ergebnis", staunte er gegenüber der Sendung.

In den kommenden Jahren solle sein Museum dem Gebäude neuen Glanz verleihen.

Derzeit ist dieses noch in einer ehemaligen Schule in der Lortzingstraße ansässig. Doch da diese bereits marode geworden sei, könne Leder nur einen Bruchteil seiner Ausstellung präsentieren.

Verteilt über die verschiedenen Etagen, bis in die unterirdischen Hallen hinab, sollen Besucher ab 2029 eine Reise durch die Erdgeschichte unternehmen und, umgeben von virtuellem Wasser, die erste Tiefsee-Expedition miterleben können.

Baumaßnahmen, die den Platz wieder zum Leben erwecken sollen

Einheitsdenkmal, "Ökotopia", Museen, Fakultät: Für den Wilhelm-Leuschner-Platz sein einiges in Planung.
Einheitsdenkmal, "Ökotopia", Museen, Fakultät: Für den Wilhelm-Leuschner-Platz sein einiges in Planung.  © privat

Doch werde der neue Standort des Museums zur Neueröffnung von Baustellen umgeben sein, vermutet "Umschau".

Denn steht ja bis dato auch noch die Entscheidung über Leipzigs neues Einheitsdenkmal aus, die spätestens im kommenden Jahr gefällt werden soll.

Zudem rechne man bis 2026 mit der Eröffnung des Leibniz Instituts für Länderkunde.

Weiterhin seien eine Markthalle mit Volks- und Musikschule, Wohnbebauung, die Errichtung des grünen Bereichs namens "Ökotopia" sowie ein Gebäude für die juristische Fakultät in Planung.

Doch bis das alles steht, dürfe man sich gedulden.

"Das dauerte noch ein bisschen", lachte auch Baubürgermeister Thomas Dienberg. "Das wird etwa Ende der 30er Jahre frühestens so sein."

Ärger über die Vorhaben gäbe es allerdings schon jetzt. So setzte sich der Verein für Stadtnatur unter anderem für die Erhaltung des 70 Jahre alten Baumbestandes ein, der aus dem Platz über die Jahre ein Biotop werden lassen hat. "Ökotopia" stelle für sie dafür kein Ausgleich dar.

So gäbe es wohl noch einiges zu klären, bis der Wilhelm-Leuschner-Platz wieder so strahlt, wie er es einst tat.

Die komplette Folge "Umschau" gibt es in der ARD-Mediathek zu sehen.

Titelfoto: privat

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