Wiedereröffnung einer Notunterkunft für Geflüchtete: So sieht ein Zeltstandort von innen aus
Leipzig - Die Notunterkunft für Geflüchtete in der Arno-Nitzsche-Straße in Leipzig wurde Anfang November wieder in Betrieb genommen. Nachdem dort zwischen März und August 2022 vor allem aus der Ukraine geflüchtete Menschen untergebracht waren, sollen nun Angehöriger ganz unterschiedlicher Herkunftsländer ein vorübergehendes Zuhause finden. TAG24 war vor Ort und hat sich den Zeltstandort angesehen.
Der Standort an der Arno-Nitzsche-Straße besteht aus drei großen Zelten, in denen insgesamt 150 Personen untergebracht werden können. Ab Mitte November werden hier die ersten Geflüchteten untergebracht, nachdem die Räumlichkeiten seit dem August 2022 leer gestanden hatten.
Jedes der Zelte wird beheizt und ist anders als etwa ein Festzelt durch eine Dämmung verstärkt. Im Winter frieren wird somit niemand, bei knapp 50 Menschen in einem Raum dürfte eher das Gegenteil zu erwarten sein. In den Zelten selbst sind kleine Zimmer mit Spinden und Doppelstockbetten abgeteilt, um zumindest etwas Privatsphäre zu schaffen.
"Es ist nur eine Interimslösung, aber wir wollen die Situation für die Menschen so Zuhause-ähnlich machen wie möglich", so Falk Johne, Geschäftsführer der Saxonia Catering GmbH & Co. KG bei einem Presse-Termin vor Ort.
Seine Firma sorgt für die Verpflegung der Bewohner und Bewohnerinnen: Dreimal am Tag gibt es eine Mahlzeit, dazwischen durchgängig heiße und kalte Getränke.
Unterbringung von Geflüchteten schwerer als noch 2015
In der Essensplanung muss die Einrichtung flexibel sein: Die Anzahl an Geflüchteten, die täglich in den Notunterkünften ankommt, schwankt und kann nicht vorhergesagt werden.
Fakt ist nur, dass immer mehr Menschen ihren Weg nach Leipzig finden werden. Ende Oktober waren es laut Angaben der Stadt 5255 Menschen, die in städtischen Flüchtlingsunterkünften untergebracht waren - über 2100 Menschen mehr als noch im Vorjahr.
Während es in der ersten Jahreshälfte vorrangig ukrainische Geflüchtete waren, die in der Messestadt Schutz suchten, sind es nun häufig Menschen, die beispielsweise aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan über die westliche Balkanroute nach Deutschland kommen.
Weitere Kapazitäten müssen und sollen so schnell wie möglich geschaffen werden. "Im Vergleich zu den Jahren 2015 und 2016 geht es zwar nun geordneter und geplanter zu, aber Leipzig hat nicht mehr so viel Leerstand oder Platz, den man einfach nutzen könnte", weiß Martina Kader-Probst, die Leiterin des Sozialamts.
Laut Stadtsprecher Matthias Hasberg hat die Inflation auch einen großen Einfluss auf den Haushalt der Stadt, was Neuankäufe von Grundstücken deutlich erschwert.
Geflüchtete sollen sich schnell in Leipzig integrieren
Die Notunterkunft in der Arno-Nitzsche-Straße soll für alle Ankommenden nur eine Zwischenstation sein. Sozialarbeiter betreuen die Menschen vor Ort engmaschig, um ihnen die Integration ins Stadtleben zu vereinfachen, etwa die Suche nach Ärzte, einem Kindergartenplatz oder einer eigenen Wohnung.
"Wir unterstützen die Menschen hier beim Ankommen so lange, bis sie sich selbstständig in Leipzig integriert haben. Sie sollen die ganz normalen Strukturen nutzen, die Unterkunft verlassen, um sich beispielsweise um einen Schul- oder Kitaplatz zu kümmern", plant Martina Kader-Probst.
Unterstützung gibt es dabei auch von lokalen Vereinen und Initiativen, wie Fußballklubs oder dem Spielmobil.
Neben dem Zeltstandort in der Arno-Nitzsche-Straße werden aktuell noch zwei weitere an der Alten Messe und der agra vorbereitet.
Dazu kommen noch zwei weitere Unterkünfte, eine davon mit knapp 4200 Plätzen, ein Übergangswohnheim und 35 Gemeinschaftsunterkünfte.
Titelfoto: Bildmontage: Anna Gumbert