"Unfall im Gesicht": Reportage erhebt schwere Vorwürfe gegen Leipziger Klinik
Leipzig - In einem Beitrag des MDR-Magazins "Exakt" werden schwere Vorwürfe gegen die ACQUA Klinik sowie das Kopfzentrum Leipzig erhoben. Mehrere Patientinnen sollen hier zu teuren Schönheitsoperationen überredet worden sein - mit fatalen Folgen.
In der Sendung kommen Frauen zu Wort, die eigentlich nur eine Begradigung der Nasenscheidewand in der Klinik vornehmen lassen wollten, um ihre Atemprobleme zu lösen. Stattdessen wurde ihnen noch dazu eine OP der äußeren Nase eingeredet.
Dem Klinikchef und Operateur Prof. Dr. Gero Strauss wird vorgeworfen, die Patientinnen bei den Beratungsgesprächen beeinflusst zu haben. Da sollen Sätze wie "Sie werden das bereuen, wenn Sie das nicht machen" gefallen sein, gestützt von angeblich medizinischen Argumenten.
Die Ergebnisse der daraus resultierenden OPs waren teilweise schockierend: "Die Nase, das war ein einziger Unfall im Gesicht", erinnert sich eine Betroffene zurück. "Ich hatte Schmerzen, mir lief der Eiter aus dem Nasenrücken raus".
Und sie ist nicht die Einzige: Zahlreiche ehemalige ACQUA Klinik-Patientinnen meldeten sich bei "Exakt", um ihre Geschichten zu erzählen. Während sich manche Frauen nach der schiefgegangenen Operation nicht mehr aus dem Haus trauten, verfielen andere in eine Depression oder wurden arbeitsunfähig.
"Ihm soll das Handwerk gelegt werden"
Letztendlich suchten viele Frauen Hilfe in anderen Kliniken, um die angerichteten Schäden zu begradigen. Dafür musste den Frauen sogar Stücke der Rippe entfernt werden, um die Nase zu rekonstruieren.
Gutachter sprachen beim Blick auf Dr. Strauss' Arbeit von einer "Unterschreitung des medizinischen Standards". Auch bei anderen HNO-Ärzten im Leipziger Umland seien die fragwürdigen Methoden der ACQUA Klinik und des mit ihr verbundenen Leipziger Kopfzentrums "seit Jahren bekannt".
Ehemalige Mitarbeiter der Klinik berichten "Exakt" von einer Mindestanzahl von 20 OPs, die auf Geheiß von Dr. Strauss jeden Monat durchgeführt werden müssen. Die Anwälte des Arztes streiten diese Behauptung ab.
Gabriele Mayer, eine Fachanwältin für Medizinrecht, hat schon mehrmals ehemalige Patientinnen der ACQUA Klinik vertreten. Ihre Einschätzung zu den Schönheits-OPs, die den Frauen angeblich eingeredet wurden: "Es ist sehr fraglich, ob der Patient von seinem Selbstbestimmungsrecht Gebrauch machen konnte, das wirklich noch frei im Kopf entscheiden konnte". In diesem Zusammenhang spricht sie sogar von Betrug und Körperverletzung.
Auch diese Anschuldigung wird von Dr. Strauss' Anwälten konsequent abgestritten. Beratungen zu Schönheits-OPs hätten nur nach vorheriger Nachfrage der Patienten stattgefunden.
Einige Betroffene klagen nun gegen den Arzt und die Klinik. "Völliger Wahnsinn, dass dieser Mann überhaupt ruhig schlafen kann", finden sie. Sie haben nur einen Wunsch: "Ihm sollte das Handwerk gelegt werden."
Titelfoto: Montage Screenshot/MDR-Mediathek