Verkauf von 26 Tatra-Bahnen: Große Trauer um den "Gläsernen Leipziger"
Von Lutz Brose
Leipzig - Der Verkauf von 26 Tatra-Bahnen aus Leipzig an die Ukraine stößt auf ein geteiltes Echo. Die einen freut's, die anderen nicht. Zumindest aber im Fall einer ganz besonderen Tram scheint die Meinung klar und deutlich.
Vergangene Woche machten sich die ersten sieben Tatras auf den Weg nach Dnipro, nachdem Leipzig bereits 2019/20 50 Fahrzeuge dieses Typs an die Ukraine verkauft hatte.
Zahlreiche Kommentare auf verschiedenen Internetportalen machen einmal mehr deutlich, dass sich die Tatra-Bahnen nach 55 Jahren Präsenz in Leipzig zu einer klassischen Hass-Liebe etabliert haben. Auch wenn die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) weiterhin 30 Wagenzüge des Typs Tatra TD4 im Bestand haben, tut ein Abschied manchmal ein bisschen weh oder aber es macht sich Freude breit.
Gar nicht amüsiert sind die Fans der Kult-Tram. Denn jetzt wurde bekannt, dass die wohl bekannteste Leipziger Straßenbahn, der "Gläserne Leipziger", Teil der Lieferung ist. Ein Sprecher der LVB bestätigte dies und teilte auf Anfrage kurz mit, "dass ein Wiedereinsatz des Fahrzeuges aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll ist".
Zwar war der Verkauf seit einiger Zeit bekannt, doch sogenannte Tram-Spotter hofften, dass die besonderen Bahnen im Lande bleiben.
Kult-Trams schon seit einiger Zeit nicht mehr im Einsatz
Die Wagen mit der Nr. 1700 und 1800 (Baujahr 1984 u. 1986) wurden Anfang 2000 umgebaut. Später wurde den Fahrzeugen sogar noch eine Klimaanlage spendiert, damit sich Gäste aus aller Welt bei den Stadtrundfahrten durch die Messestadt pudelwohl fühlen. Zu Großereignissen wurde der "Gläserne Leipziger" auch auf der Linie eingesetzt.
Die letzte Fahrt machte Wagen-Nr. 1700 im Januar 2022. 1800 fuhr bereits im November 2021 das letzte Mal. Schäden an der Dachkonstruktion sowie die fälligen kostenintensiven Hauptuntersuchungen sollen die Kult-Bahnen sprichwörtlich aus dem Verkehr gezogen haben. Seitdem waren die Wagen im Straßenbahnhof in Paunsdorf abgestellt und wurden im Oktober 2023 nach Heiterblick überführt.
Die Stadt Dnipro und ukrainische Medien berichten übereinstimmend, dass für die 26 Bahnen ein symbolischer Preis in Höhe von 31.200 Euro (1200 Euro pro Einheit) vereinbart worden ist.
Die Kosten für Transport sowie Anpassung der Spurbreite werden vom Käufer übernommen.
Titelfoto: Lutz Brose