Sie werden längst nicht mehr genutzt: Wann verschwinden Leipzigs Ekel-Telefone?
Von Lutz Brose
Leipzig - Die letzten Groschen sind längst gefallen, nach 143 Jahren sollen jetzt auch die letzten öffentlichen Fernsprecher abgebaut werden. Stellt sich nur die Frage: wann?
Nach Inbetriebnahme des allerersten Fernsprechkioskes 1881 in Berlin folgten noch über 160.000 öffentliche Telefone. Für viele Ostdeutsche lange Zeit die einzige Möglichkeit überhaupt zu telefonieren.
Zunehmender Vandalismus und der Siegeszug des Mobiltelefons haben diese Anlagen überflüssig gemacht. Mit Änderung des Telekommunikationsgesetzes Ende 2021 entfiel die Verpflichtung zum Betrieb öffentlicher Telefone. Der endgültige Todesstoß. Mit dem Datum wurden Reparatur und Wartung der Anlagen grob vernachlässigt, im Januar 2023 wurden schließlich die letzten Telefone ganz abgeschaltet.
Viele der verbliebenen Telefonzellen und Säulen mutierten seitdem zu Ekelstellen, meist mitten in der City.
So sind noch heute unter anderem mitten auf dem Augustus- und Kurt-Masur-Platz, Nürnberger Straße oder an der Wurzner Straße Relikte veralteter Kommunikationstechnik zu sehen.
Öffentliche Telefone in anderen Ländern bereits abgebaut
Die Telekom kann auch nicht versprechen, dass die hässlichen Standorte bis zur Fußball-Europameisterschaft im Juni verschwinden.
Auf Anfrage dazu teilte ein Sprecher mit, "dass der Abbau der Telefonstellen bundesweit voraussichtlich Anfang 2025 abgeschlossen sein wird. Aussagen zur Reihenfolge beim Abbau sind aufgrund des hohen Koordinierungsaufwands und möglicher Anpassungen bei der Abbau-Reihenfolge zum heutigen Zeitpunkt leider nicht möglich".
Die betroffenen Kommunen würden jedoch rund vier Wochen vor dem physischen Rückbau der öffentlichen Telefone in ihrem Bereich entsprechend informiert.
Mancher Fußballfan der Mannschaften, die in Leipzig auflaufen, wird die Geräte gar nicht mehr kennen. In Holland wurden die öffentlichen Telefone schon 2011 abgebaut, später auch in Portugal, Frankreich, Italien und Tschechien. Nur in Kroatien funktionieren sie noch.
Titelfoto: Lutz Brose