Seine Organe waren falsch angeordnet: Komplexe Herz-OP rettet Baby Leonard das Leben
Leipzig - Dramatischer Start ins junge Leben: Nur fünf Tage nach seiner Geburt musste Baby Leonard in einer komplexen Operation am Leipziger Herzzentrum behandelt werden. Der Säugling war mit einer seltenen Erkrankung zu Welt gekommen, durch die seine Organe spiegelverkehrt angeordnet waren. Dank modernster Medizin erwartet ihn heute eine normale Zukunft.

Leonard litt am sogenannten "Situs inversus totalis", als er am 13. November vergangenen Jahres das Licht der Welt erblickte. Die Erkrankung, bei der die inneren Organe spiegelverkehrt angeordnet sind, verläuft laut den Experten des Herzzentrums oft ohne Symptome ab, da alle Körperteile wie gewohnt ihre Funktion erfüllen.
Weil bei dem Baby jedoch auch Haupt- und Lungenschlagader vertauscht waren, gefährdete die Anomalie unmittelbar nach der Geburt sein Leben.
Der schwere Herzfehler war bereits während der Schwangerschaft diagnostiziert worden. "Das war ein Schock. Doch wir mussten es verarbeiten und funktionierten einfach weiter – auch für unsere anderen beiden Kinder", erinnert sich Leonards Mama Franziska R.
Durch die frühzeitige Erkennung waren die Ärzte glücklicherweise vorbereitet. Bereits am ersten Lebenstag wurde Leonards Blutfluss durch einen Katheter-Eingriff stabilisiert. Am fünften Tag erfolgte die lebensrettende Operation am offenen Herzen des Neugeborenen.
Die vertauschten Hauptgefäße wurden durchtrennt und in ihre korrekte Position gebracht. Die Koronararterien mussten präzise umgeleitet und neu angenäht werden – eine Herausforderung angesichts der spiegelverkehrten Anatomie.
Leonards Durchblutung konnte schließlich wiederhergestellt werden, sodass sein Herz nun wie bei einem gesunden Kind arbeitet.
Erkrankung tritt im Schnitt bei einer von 20.000 Geburten auf

Um Herz und Lunge ausreichend Zeit zur Erholung zu geben, wurde Leonards Brustkorb erst vier Tage nach der Operation verschlossen. Nach insgesamt 19 Tagen im Krankenhaus konnte er Anfang Dezember nach Hause entlassen werden.
Für seine Eltern wurde vor allem die Zeit unmittelbar nach der Geburt zur Herausforderung. "Nur wenige Stunden nach der Entbindung wurde Leonard ins Herzzentrum verlegt", berichtete Mama Franziska. "Es war schwer, von ihm getrennt zu sein. Aber als wir erfuhren, dass die Operation erfolgreich verlaufen war, fiel eine unglaubliche Last von uns ab."
Heute entwickle sich der Junge wie ein gesundes Baby. "Langfristig hat Leonard nahezu die gleiche Lebenserwartung wie ein herzgesundes Kind", erklärt Dr. Marcel Vollroth, Leitender Oberarzt der Kinderherzchirurgie am Herzzentrum Leipzig. Er leitete die Operation an Leonards Herz.
Mit der Geschichte des Babys macht das Herzzentrum auf die Bedeutung spezialisierter medizinischer Einrichtungen aufmerksam. Gerade einmal fünf Prozent aller Kinder mit angeborenem Herzfehler würden darunter leiden, dass bei ihnen die großen Arterien vertauscht sind. Eine "Situs inversus"-Erkrankung komme im Schnitt bei einer von 20.000 Geburten vor.
Titelfoto: Montage: Herzzentrum Leipzig