Schein oder Sein: Bleibt der Strompreis für Leipzig jetzt stabil?

Von Anke Brod

Leipzig - Aufatmen für viele Stadtwerke-Mitarbeiter im Stromsektor: Die Mammutumstellung alter Versorgungsverträge für Geschäfts- und Privatkunden anlässlich der gesetzlichen Preisbremse vom Jahr 2023 auf neue Tarife scheint endlich bewältigt zu sein! Welche Änderungen gibt es in Leipzig, was erwartet die Kunden nun?

Kunden der Leipziger Stadtwerke haben in den vergangenen Monaten oft große Summen nachzahlen müssen. (Archivbild)
Kunden der Leipziger Stadtwerke haben in den vergangenen Monaten oft große Summen nachzahlen müssen. (Archivbild)  © Ralf Seegers

Tatsächlich flatterten einigen Leipzigerinnen und Leipzigern dieser Tage noch Jahresabrechnungen für 2023 oder dem Vorjahr ins Haus. Dabei gab es teils böse Überraschungen. So hielt die 51-jährige Erna-Luise O. plötzlich eine Nachzahlungsforderung von 500 Euro in ihren Händen!

Der Schreck saß tief - sie hatte ihren bisherigen sparsamen Verbrauch bei Geräten wie Herd, Staubsauger, Waschmaschine, Tablet, TV und Co. nicht geändert.

"So etwas ist in der Umstellungsphase leider auch passiert", bestätigte Frank Viereckl, Pressesprecher bei den Leipziger Stadtwerken, derartige Geschehnisse im Gespräch mit TAG24. Er sprach allerdings von Einzelfällen.

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Das Gros aller Stadtwerke-Kunden habe nach der Preisinformation über gestiegene Energiekosten im Januar 2023 den Abschlag eigenständig erhöht. Dies geschah demnach online, postalisch oder telefonisch.

Eine automatische Anpassung habe es nicht gegeben. Das geschehe generell nicht bei Preisinformationen - erst zur nächsten Abrechnung, erklärte Viereckl.

Schock bei Nachzahlung

Stadtwerke-Pressesprecher Frank Viereckl verspricht Betroffenen, gemeinsam eine Lösung zu finden.
Stadtwerke-Pressesprecher Frank Viereckl verspricht Betroffenen, gemeinsam eine Lösung zu finden.  © Leipziger Gruppe

Wie Erna-Luise TAG24 berichtete, hätte sie das wohl im Alltagstrubel verpasst und eigentlich die ganze Zeit auf einen Brief mit neuen Abschlägen gewartet. So bemerkte sie auch nicht, dass die Stadtwerke ab Mitte 2023 plötzlich gar kein Geld mehr von ihrem Konto abbuchten.

Kein Wunder also, dass die Summe aus Tariferhöhungen und fehlenden Abschlagszahlungen bei ihr so krass zu Buche schlug!

Letzteres war laut Viereckl aber der internen Personal- und IT-Überlastung in der Umstellungsphase geschuldet. Mit hohem Aufwand hätten die Stadtwerke immerhin die bis dato existierenden 200 Vertragsformen auf nur acht Versionen reduziert. Demnach waren sogar noch Verträge aus dem Jahr 2000 im Umlauf.

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Selbstverständlich könnten sich Betroffene wie Frau O. mit dem Problem an die Stadtwerke wenden, sagte der Pressesprecher. Das gehe am besten über einen Termin im Beratungszentrum. Er versprach: "Wir finden eine Lösung!"

Kunden wird Preisstabilität für ein Jahr zugesichert

Wer in Leipzig den richtigen Tarif wählt, könnte Glück haben mit seiner Abrechnung. (Symbolbild)
Wer in Leipzig den richtigen Tarif wählt, könnte Glück haben mit seiner Abrechnung. (Symbolbild)  © Jens Kalaene/dpa

Neben Online-Verträgen mit den Stadtwerken können Kunden weiterhin die postalische Variante wählen. Der Preis bleibt gleich. Es gibt allerdings eine klitzekleine Ausnahme: "Mit unseren reinen Online-Tarifen L-Strom.pur und L-Gas.pur bieten wir unseren Kunden Tarife zum aktuellen Marktpreis an", erläuterte Viereckl.

Somit seien marktbedingte Preisschwankungen möglich. "Bei Abschluss erhalten unsere Kunden eine Preisstabilität für zwölf Monate", fuhr er fort.

Davon ausgenommen seien nur Änderungen bei Steuern, Abgaben und weiteren staatlich veranlassten Belastungen. "Daher sind Über- oder Unterschreitungen der Preise anderer Produkte möglich", so die Ansage.

In der genannten Tarifkonstellation winken außerdem Rabatte bei der Vorteilswelt der Stadtwerke.

Die gute Nachricht: Nicht nur für Sonderverträge gingen mit Januar 2024 die Preise für Strom und Gas wieder nach unten, sondern auch in der Grundversorgung. Laut Stadtwerke-Geschäftsführer Karsten Rogall seien die Großhandelspreise im aktuellen Beschaffungszeitraum im Vergleich zum vorherigen "deutlich gesunken". Dennoch lägen sie weiterhin über dem Niveau vergangener Jahre.

Eine kleine Osterüberraschung ab 1. April wird es leider trotzdem geben: Die aktuell noch gesenkte Umsatzsteuer von sieben Prozent wird wieder auf 19 Prozent angehoben.

Diese Erhöhung werdet Ihr dann in Eurer nächsten Abrechnung bemerken - und das ist kein Aprilscherz!

Titelfoto: Jens Kalaene/dpa

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