Qualvoller Tod in Leipzig: Immer mehr Vögel fallen dieser Glasbrücke zum Opfer
Leipzig - Naturschützer und Leipziger Bürger waren am vergangenen Wochenende schockiert: Mehr als drei Dutzend Vögel verendeten am Technischen Rathaus, nachdem sie gegen eine Glasbrücke geflogen waren. TAG24 hat bei der Stadt Leipzig nachgefragt, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen. Indes gab es nur wenige Tage später weitere Todesopfer.
Es war ein trauriges Bild, das die Leipziger Wildvogelhilfe bei Facebook veröffentlichte, als sie am Wochenende ihrem Ärger Luft machte: 38 tote Meisen liegen aufgereiht auf dem Boden – ihnen allen war die gläserne Brücke trotz dort aufgeklebter Vögel zum Verhängnis geworden.
Ein deutliches Zeichen dafür, dass hier sicher mehr Maßnahmen getroffen werden müssen, um den qualvollen Tod zahlreicher Singvögel zu vermeiden. Die Tierschützer forderten Folien mit Mustern, die für die gefiederten Tiere besser erkennbar sind.
Aufgrund der sich anhäufenden Fälle sei die Stadt Leipzig bereits mit dem Eigentümer des Technischen Rathauses in Kontakt getreten, erklärte Pressesprecher David Quosdorf auf Anfrage von TAG24.
Man habe diesem die "Notwendigkeit von Nachrüstungsmaßnahmen" mitgeteilt, sodass er Angebote einholen konnte. Diese seien von der Unteren Naturschutzbehörde fachlich geprüft und bestätigt worden.
"Eine zeitnahe Beklebung mit Vogelschutzfolie der Kategorie A – hochwirksam (gem. Flugtunnelversuch ONR 191040) ist vorgesehen", hieß es weiter. Die Wirksamkeit dieser Folien sei nachweislich erprobt und habe sich bewährt.
Maßgaben müssen auch bei Bauprojekten umgesetzt werden
Vergleichbare Maßnahmen seien unter anderem auch schon an Gebäuden in der Max-Liebermann-Straße im Stadtteil Gohlis sowie in der Hainbuchenstraße in Paunsdorf umgesetzt worden.
Auch bei geplanten Bauprojekten in der Messestadt werden Bauherren auf die Bestimmungen zum Artenschutz hingewiesen. "Wichtig ist, dass sich Gebäudeeigentümerinnen und Gebäudeeigentümer hinsichtlich der konkreten Vogelschutzfolie fachlich beraten lassen, da es ein sehr breites Angebot inklusive fachlich nicht geeigneter Folien gibt", so Quosdorf weiter.
Sollte eine falsche Folie angebracht werden, müsse diese wieder entfernt und durch eine wirksame ersetzt werden. Ein entsprechendes Merkblatt wird an alle Bauwilligen verteilt.
Bislang sei die Naturschutzbehörde mit den Vorgaben meist auf Verständnis seitens Eigentümern und Bauherren gestoßen, sodass die Vogelschutzfolie zeitnah angebracht werden konnte.
Und auch die Stadt selbst setzt die Maßgaben bei eigenen Projekten um, beispielsweise an einigen Fahrgastunterständen an den Straßenbahn- und Bushaltestellen, die mit Folien beklebt wurden.
Schon wieder mehr als ein Dutzend tote Meisen
Laut einem Facebook-Beitrag der Leipziger Wildvogelhilfe gab es indes mindestens 18 weitere Vögel, die der gläsernen Brücke am Technischen Rathaus zum Opfer fielen. Demnach sollen Mitarbeiter der Stadt das Todesdrama in ihrer Mittagspause unmittelbar miterlebt haben.
14 Meisen seien nach dem Aufprall sofort tot gewesen, weitere starben kurze Zeit später.
Wieder sei die Naturschutzbehörde informiert worden – man habe darum gebeten, die Scheiben erstmal mit Papier zu bekleben, bis eine Vogelschutzfolie angebracht wird.
Dieser Bitte wurde nun offenbar recht schnell nachgekommen: Wie aktuelle Bilder von Donnerstag zeigen, wurden viele bunte Papierbögen an die Scheiben geklebt. Bleibt zu hoffen, dass sie den gewünschten Effekt haben und in Zukunft nicht mehr so viele Vögel verenden.
Originaltext vom 6. März 11.14 Uhr, zuletzt aktualisiert am 7. März 14.11 Uhr
Titelfoto: Bildmontage: Lutz Brose, Facebook/Wildvogelhilfe Leipzig