Park-Chaos wegen Bauarbeiten in Leipziger Wohnviertel: "Gleicht einem Kampf!"
Von Christian Grube
Leipzig - Das Seeburgviertel – für gewöhnlich ein ruhiger Stadtteil unweit der Uniklinik in Leipzig. Wäre da nicht die seit Jahren kritische Parkplatzsituation, die nun durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen in der Infrastruktur der Wasserwerke noch weiter verschärft wird.
Hannah Schmidt wohnt seit einigen Jahren mit ihrem gesundheitlich eingeschränkten Mann und zwei Kindern in dem Viertel. Sie ist auf ihr Auto angewiesen.
"Manchmal gleicht es einem Kampf, hier einen Parkplatz zu bekommen", erzählt sie TAG24. "In der Nachbarschaft ist ein Hotel, eine Berufsschule und Arztpraxen. Wenn man morgens wegfährt, hat man keine Chance, am Mittag einen Parkplatz zu finden. Sämtliche größeren Parkplätze sind in privater Hand und werden gewinnbringend vermietet."
Da die Talstraße für die Baumaßnahmen gesperrt wurde, hat die Stadtverwaltung die Seeburgstraße zur Einbahnstraße erklärt und an einer Straßenseite ein absolutes Parkverbot verhängt.
"Dadurch fallen hier knapp 20 Parkplätze weg", beklagt sich Hannah Schmidt. "Das kann dann schon mal bedeuten, dass man erst in 500 Metern Entfernung eine Lücke findet. Mit zwei kleinen Kindern, Einkauf und Co. ein schwieriges Unterfangen."
Verkehrsamt: Bewohner haben keinen Anspruch auf einen Stellplatz
Bei der Stadt nachgefragt, stellt sich heraus, dass das Problem bekannt ist. "Das Ziel bei Baumaßnahmen ist zwar immer, die Verkehrsraumeinschränkungen auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken, diese sind aber letztlich nicht gänzlich vermeidbar", heißt es aus dem Verkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Leipzig.
Andere Flächen stünden jedoch nicht zur Verfügung und es bestehe auch kein Anspruch, "für das private Fahrzeug einen Stellplatz im öffentlichen Verkehrsraum vorzufinden".
Bereits bestehende, dauerhafte Halteverbote können demnach auch nicht eingekürzt werden.
"Wir können nicht verstehen, dass die Stadt bestehende Parkplatzflächen nicht selbst erwirbt, sondern dubiosen Parkraumfirmen das Feld überlässt. Abschleppunternehmen stehen morgens im Viertel bereit, um Falschparker zu entfernen. Das kann doch auch nicht die Lösung sein", so die Anwohner.
Stadt prüft Bewohnerparken im Seeburgviertel
Unabhängig von den Bauarbeiten prüft man derzeit im Verkehrs- und Tiefbauamt, ob in dem Viertel eine Bewohnerparkzone eingerichtet werden kann. Die Ergebnisse der Evaluation werden demnächst erwartet.
"Das ist dringend erforderlich. Wenn Hotels mit kostenlosem Parken werben und ansässige Firmen ihren Fuhrpark im öffentlichen Raum abstellen, dann haben wir als Anwohner immer das Nachsehen", wissen die Anwohner nicht mehr weiter.
Das Ordnungsamt nehme da keine Rücksicht auf sie.
Eine verfahrene Situation. Zumindest für die Dauer der Bauarbeiten – aktuell bis November 2024 geplant – wird es im Seeburgviertel vermutlich keine Entspannung geben.
Titelfoto: Christian Grube