Von Anke Brod
Leipzig - Erst waren es drei, dann null: In Leipzig-Stötteritz gibt es seit Monaten keine einzige Apotheke mehr. Für körperlich eingeschränkte oder ältere Menschen ist der Ritt zum nächsten "Drugstore" kaum machbar oder wird zur Tages(tor)tour.
2024 war dem bisherigen Inhaber der Arnika Apotheke in der Holzhäuser Straße 81, Holm Lischewski, aus verwaltungsrechtlichen Gründen die Betriebserlaubnis entzogen worden. Ein Nachfolger blieb seither aus.
Wie die zuständige Landesdirektion Sachsen (LDS) auf TAG24-Anfrage erklärte, habe die Behörde im August 2024 mit einem Ablehnungsbescheid über den Antrag auf eine neue Betriebserlaubnis reagiert.
Der eingelegte Widerspruch ist demzufolge per 29. Januar 2025 abgelehnt worden. "Die Landesdirektion Sachsen konnte die Betriebserlaubnis für die Arnika-Apotheke nicht erteilen, da die Voraussetzungen für die Erteilung einer solchen nicht vorlagen." Weitere Anträge auf eine Betriebserlaubnis liegen demnach nicht vor.
Überdies sind in Stötteritz seit Dezember auch die Arkaden-Apotheke in der Holzhäuser Straße sowie die Viktoria-Apotheke in der Ferdinand-Jost-Straße geschlossen.
Lange Umwege nach dem Arztbesuch
Gibt es Ausweichmöglichkeiten? Bedingt. Da wäre zum einen die "Apotheke am Bahnhof" in der Hofer Straße in Reudnitz. Ein gutes Stück weiter befindet sich die "Greif-Apotheke" in der Riebeckstraße.
Beide sind mit der Tramlinie 4 erreichbar, liegen für Betroffene nach dem Arztbesuch aber nicht unbedingt auf dem Heimweg. "Für die Älteren ist das inakzeptabel", sagt eine Passantin zu TAG24.
Christa H. (82) aus Stötteritz löst Rezepte beim Wocheneinkauf am Einkaufscenter Globus in Wachau ein. Die Rentnerin ist mobil, fährt die sieben Kilometer lange Strecke mit dem Auto.
Freundinnen machen es ähnlich, nutzen teils auch die "Schwanen-Apotheke" an der Thonbergklinik in Reudnitz oder fahren nach Holzhausen zur Apotheke in der Stötteritzer Landstraße.
"Alle sind wütend", gibt Christa die Stimmung ihrer Altersgenossinnen wieder. Die geschlossenen Apotheken in Stötteritz seien ja unmittelbar an den Ärztehäusern gelegen. "Jetzt muss man kilometerweit gehen, um die Rezepte einzulösen", fasst sie das Dilemma zusammen.
Nicht jeder kann E-Rezepte einlösen
Andere Stötteritzer sind körperlich eingeschränkt oder schlicht zu krank für derartige Gewaltmärsche, haben kein Auto oder jemanden zur Unterstützung. Ihnen bleibt im Grunde nur die E-Rezept-Einlösung, doch gerade das bedeutet für Ältere oftmals ein unüberwindbares technisches Hindernis.
Ungeachtet der Schließung genannter Apotheken bleibe die Versorgungslage laut LDS im Leipziger Osten aufgrund der vorhandenen Apotheken "insgesamt weiterhin sehr gut". Eine konstruktive Lösung scheint offenbar nicht in Sicht.