Massives Fischsterben im Auensee: "Müssen doch wahrnehmen, dass dieser Gifttank zur Gefahr wird"
Leipzig - Hunderte Fische waren im September tot ans Ufer des Leipziger Auensees gespült worden. Die Ursache für die Katastrophe scheint inzwischen gefunden. Nun stellt sich die Frage: Was tun, um eine weitere Tragödie zu verhindern? Die Antwort der Stadt: erst einmal nichts.
Die Begründung dafür lieferte Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal auf eine Anfrage vom BUND in der Ratsversammlung. Dort bezeichnete der Linken-Politiker die Reinigung des Auensees als eine Jahrhundertaufgabe.
"Das Gewässer ist durch menschliches Handeln in einen Zustand versetzt worden, der nicht über Nacht gebessert werden kann. Worum es jetzt geht, ist, den See so weit zu stabilisieren, dass von ihm keine Gefahr für die Bevölkerung und für die Fischerei ausgeht."
Der Auensee wurde in den 1910er-Jahren aus einer Kiesgrube geschaffen. Wie aus der Anfrage vom BUND hervorgeht, ist er inzwischen jedoch durch Altlasten der ehemaligen Spezialchemie Schönert sowie der Alten Färberei über das Grundwasser, das ihn speist, belastet.
Bereits in der Vergangenheit sei es zu regelmäßigem Fischsterben durch Sauerstoffmangel und Blaualgenbefall in dem See gekommen.
Seit 2012 sorgen drei Tiefenwasserbelüfter für die Belüftung der unteren Schichten des Sees. "Ziel war es, einen Auensee zu bekommen, der artenreich und naturnah ist", so der BUND.
Wie SPD-Stadtrat Andreas Geisler jedoch in der Ratsversammlung bemerkte, ist die Lage im See nach wie vor prekär. Lediglich ein Meter des bis zu zehn Meter tiefen Gewässers sei mit Leben bevölkert. "Neun Meter sind tot", so Geisler, der von einem toten, giftigen Gewässer sprach.
Könnte der Auensee auch zur Gefahr für andere Gewässer werden?
Im September dann die Katastrophe: Weil sich die Außentemperatur zu stark abgekühlt hatte und der Wind zunahm, kühlte auch das oberflächennahe Wasser im Auensee ab und es kam zu einer schnellen Durchmischung der Wasserschichten.
Die Belüfter konnten dies nicht mehr ausgleichen, sodass sauerstofffreies und sulfidreiches Wasser in die durch Fische besiedelten Bereiche gelangte. Das Resultat waren für Fische toxische Bedingungen und schließlich der umfängliche Tod der Tiere.
SPD-Stadtrat Andreas Geisler warnte in der Ratsversammlung vor einer Ausbreitung des Problems auf andere Gewässer und forderte Maßnahmen, um dies zu verhindern.
Der Grund: Der Auensee wird aktuell über das Grundwasser in Richtung der Neuen Luppe entwässert. "Wir müssen doch mal wahrnehmen, dass dieser Gifttank im Naturschutzgebiet irgendwann zur Gefahr wird!"
Umweltbürgermeister: "Niemand ist interessiert, dass der Auensee die Qualität wie jetzt hat"
Umweltbürgermeister Rosenthal zufolge sei bereits mehrfach versucht worden, den Auensee zu sanieren, jedoch ohne Erfolg. Auch die Altlasten seien der Stadt bekannt. Dass dadurch andere Gewässer in Mitleidenschaft gezogen werden, könne nicht ausgeschlossen werden. "Aber wir können ihren Ursprung nicht lokalisieren. Das macht es für uns schwer händelbar. Wir müssten viel Geld in die Hand nehmen, um das aufzuarbeiten." Geld, das zumindest im Haushalt 2025/26 nicht eingeplant sei.
Rosenthal wollte es damit jedoch nicht auf sich beruhen lassen. "Ich muss deutlich sagen: Lassen sie mal die Behörden machen. Niemand von uns ist daran interessiert, dass der Auensee die Qualität wie jetzt hat, aber mehrere Sanierungen sind gescheitert. Ich bitte darum, weniger Vorschläge zu machen, die keine Wirkung haben. Mehr geht da nicht."
Zuletzt meldete sich noch Die-PARTEI-Stadtrat Thomas Kumbernuß zu Wort und fragte: "Ist es überhaupt gesund, Fisch aus dem Auensee zu essen?" Rosenthal schien kurz mit seiner Antwort zu hadern. Dann sagte er: "Schon, ja, natürlich. Es ist ja ein natürliches Gewässer."
Titelfoto: EHL Media