Multimilliardär ließ sich eine von ihm bauen: Leipziger erobert mit seinen Ukulelen die Welt
Leipzig - War es einst Stefan Raab (57), der die Ukulele den Deutschen auf seine ganz eigene Art näherbrachte, ist es heute ein junger Leipziger, dessen Instrumente mittlerweile auf der ganzen Welt gespielt werden. Tom Ziegenspeck (31) hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und baut die Mini-Gitarren in seiner eigenen kleinen Meisterwerkstatt. TAG24 hat ihm dabei über die Schulter geschaut.
Wenn der studierte Gitarrenbauer über seine Tätigkeit spricht, ist die Begeisterung fast greifbar. Hält er eine seiner selbst gebauten Ukulelen in den Händen, ist sofort klar, dass Tom wie gemacht ist für den Beruf, für den er sich schon in seiner Jugend entschieden hat.
Im Gegensatz zur Gitarre hat die Ukulele keine sechs, sondern vier Saiten und ist etwa halb so groß oder noch kleiner. "Der Tonumfang ist daher auch höher und kleiner als bei der Gitarre", erklärt Tom im Gespräch mit TAG24.
"Als ich 14 war, war klar, dass ich in die Instrumentenbranche einsteigen will." Ein Praktikum in einer Gitarrenwerkstatt in Leipzigs Baumwollspinnerei tat sein Übriges dazu.
Nach der Schule wurde der heute 31-Jährige sofort zum Studium des Musikinstrumentenbaus im vogtländischen Markneukirchen zugelassen. Das war nicht ohne, immerhin hatten die meisten Kommilitonen ihm eine dreijährige Ausbildung voraus.
Noch während seines Praxissemesters in Wales traf er eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut: "Ich kam nach dem halben Jahr wieder und hab gesagt, ich baue Ukulelen."
Sein Meisterstück am Ende des Studiums war eine Harfenukulele – das beste Instrument seines Abschlussjahrgangs.
Erst Praxisjahre, dann Selbstständigkeit
Den Plan, sich direkt nach dem Studium selbstständig zu machen, verwarf Tom für seinen Mentor Pete Howlett, kehrte für zwei Jahre nach Großbritannien zurück. Dieser hatte die Diagnose Parkinson erhalten, wollte aber noch sein selbst gestecktes Ziel erfüllen und insgesamt 1000 Ukulelen gebaut haben. So bat er den Deutschen um Hilfe.
Es war "das Beste, was ich je hätte machen können", so der gebürtige Leipziger. Vermutlich wäre die Selbstständigkeit zu früh gekommen, er konnte stattdessen wertvolle Erfahrungen sammeln.
In dieser Zeit haben Tom und Howlett sogar eine Ukulele für US-Unternehmer und Multimilliardär Warren Buffett (93) gebaut.
Nach seiner Rückkehr machte er sich zunächst im thüringischen Rudolstadt selbstständig. Seit mittlerweile einem Jahr betreibt er seine Ukulelenwerkstatt in einem von Licht durchfluteten Ladengeschäft im Leipziger Westen - perfekte Bedingungen also.
Von hier aus verkauft er seine handgefertigten Instrumente in die ganze Welt, selbst nach Hawaii. "Irgendwie verrückt, dass Hawaiianer ihr eigentlich einheimisches Instrument aus Leipzig angefertigt haben wollen", schmunzelt der Sachse.
Inzwischen hat er knapp 200 Ukulelen gebaut. Für eine benötigt er je nach Modell zwischen 35 und 55 Stunden - vom Holz zusägen und glatt schleifen über die Lackierung bis hin zum Saiten spannen.
Bekannte sächsische Band vertraut auf Tom Ziegenspeck
Dabei gelingt es ihm fast immer, die Wünsche seiner Kunden zu erfüllen, seien es Initialen im Griffbrett oder eingelegte Bilder von Schildkröten. "Ich erfülle jeden Wunsch, der machbar ist", so Tom, während er auf einem seiner Modelle spielt.
Natürlich gebe es auch hin und wieder Kunden, die man bremsen müsse, beispielsweise wenn mehrere Holzarten gewünscht sind. "Es gibt gewisse Kombinationen, bei denen ich sage, erfahrungsgemäß macht das keinen Sinn." Seine Abnehmer vertrauen aber in der Regel auf seine Expertise.
Traditionell wird auf Hawaii das Holz der Koa-Akazie verwendet. Dies sei mittlerweile jedoch schwer zu bekommen und dadurch sehr teuer. Deshalb verwende er sonst hauptsächlich heimische Hölzer aus der Region, darunter Kirsche, Walnuss oder Erle, die der Ukulelenbauer teilweise selbst schlägt.
Neben den Instrumenten selbst hat der 31-Jährige außerdem einen Tonabnehmer kreiert, der auch nachträglich in Instrumente eingebaut werden kann. Unter anderem profitiert die Leipziger Band "The Firebirds" davon, die auch über Sachsens Grenzen hinaus bekannt ist.
Nicht einfach nur kaufen, sondern selbst bauen!
Das Highlight in der Ziegenspeck-Werkstatt seit diesem Jahr: Wer nicht einfach nur eine Ukulele kaufen möchte, kann sie unter seiner Anleitung selbst bauen.
Ein einwöchiger Kurs hat bereits stattgefunden, Tom hat seine Fans via Instagram auf die spannende Reise des Teilnehmers mitgenommen. Weitere Kurse sind in Planung.
"The Uke-Experience" ist beim Preis von 1900 Euro zwar nicht ganz günstig, aber man bekommt jeden einzelnen Schritt gezeigt und erklärt und hat am Ende sein eigenes kleines Unikat erschaffen, das man mit nach Hause nehmen kann. Alle Modelle der Marke Ziegenspeck findet Ihr auf der Webseite von Tom.
Titelfoto: Bildmontage: Christian Grube