Ernte um jeden Preis: Das steckt hinter dem irren Bärlauch-Hype!
Leipzig - Immer wenn der Frühling kommt, begeben sich Fahrradstaffeln der Polizei auf Streife durch Leipzigs Wälder. Der Grund? Bärlauch-Diebe! Was es mit der etwas skurrilen Problematik auf sich hat, wird in der neuesten MDR "Umschau"-Folge erklärt.
Immer wieder sorgen spektakuläre Diebstähle in Wäldern und Naturschutzgebieten für Schlagzeilen: Erst im Februar waren fünf Personen im Leipziger Auwald beim Abtransport von insgesamt 50 Kilo Bärlauch erwischt worden. Und sie waren nicht die Einzigen: Allein in diesem Jahr wurden bereits 20 ähnliche Fälle bekannt.
"Hier wird organisiert und konzentriert in bestimmten Gebieten vorgegangen", erklärt Polizeisprecher Chris Graupner in der Sendung. Oftmals verwüsten die Täter dabei die Umgebung, beschädigen andere Pflanzen, verteilen ihren Müll im Wald. "Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern Diebstahl!" Eigentlich darf Bärlauch pro Person nämlich nur in Handstraußgröße geerntet werden.
Hält man sich nicht an das Gesetz und wird erwischt, blühen Geldstrafen zwischen 25 und 2500 Euro. In extremen Fällen ist sogar mit Summen bis 10.000 Euro zu rechnen.
Doch wer sind die Menschen, die es so hartnäckig und ohne Rücksicht auf Verluste auf das Kraut abgesehen haben? "Bei uns sind es auffällig viele russischstämmige Menschen, die vermehrt die Knollen ernten", so Graupner. In russischsprachigen Gebieten gilt Bärlauch nämlich als Delikatesse. Davon abgesehen würden aber Personen jeder Nationalität und aus jeder Bevölkerungsschicht als Täter identifiziert werden.
Bärlauch ist lecker und gesund - jedoch nur in Maßen zu ernten
Neben der Fahrradstaffel der Polizei sorgen auch die Leipziger Stadtwald-Ranger Franka Seidel und Marko Reimann für Recht und Ordnung im Auwald. Sie erklären das Vorgehen der Diebe: "Erst werden die Stellen von Laub befreit und dann wird mit der Zwiebel komplett geerntet in 20- bis 25-Kilo-Beuteln."
Die Beute wird dann meist unter Wurzeln, Laub oder Baumstämmen versteckt, bis sie wenig später von Komplizen abgeholt wird. Entdeckt man im Waldgebiet auffällig platzierte Beutel, sollte man zweimal hinschauen und im Zweifelsfall die Polizei informieren. Die Behörden seien vor allem auch auf Hinweise von Spaziergängern angewiesen.
Esther Kempf, die die Wildnisschule Aeracura in Leipzig betreibt, kann die allgemeine Begeisterung für Bärlauch verstehen und ruft sogar zum Sammeln - natürlich nur in Handstraußgröße - auf: "Das würde ich jedem Leipziger empfehlen, weil das eine Wahnsinnspflanze ist! Die feuert einmal den Körper durch und gibt die Lebenskraft zurück."
Und für welche Gerichte eignet sich das leckere Kraut dann? "Für alles Frische und möglichst nicht gekocht", erklärt Esther. "Als Butter, Öl, Pesto ... am besten frisch genießen!"
Titelfoto: Bildmontage: Sebastian Willnow/dpa ; Matthias Bein/dpa