Leipzigs exotischste Tierklinik: Diese Ärzte kümmern sich um Echse und Graupapagei

Leipzig - Spricht man vom Tierarzt, denken die meisten Menschen wahrscheinlich an Mediziner, die sich um Hund und Katze kümmern. In der Klinik für Vögel und Reptilien der Universität in Leipzig geht es da schon deutlich exotischer zu. Statt Labrador und Perserkatze sitzen hier schon mal Tigerpython oder Graupapagei auf dem Untersuchungstisch. Der Grund ist oftmals eine falsche Haltung.

Tierärztin Anett Breiting von der Klinik für Vögel und Reptilien kümmert sich um einen Plattschwanzgecko. Um die 2500 Tiere werden jedes Jahr in der Klinik behandelt.
Tierärztin Anett Breiting von der Klinik für Vögel und Reptilien kümmert sich um einen Plattschwanzgecko. Um die 2500 Tiere werden jedes Jahr in der Klinik behandelt.  © Anett Breiting/Klinik für Vögel und Reptilien Leipzig

"Pro Jahr haben wir um die 2500 Patienten, die bei uns ganz normal in die Sprechstunde kommen", erklärt Prof. Dr. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns, die Direktorin der Klinik für Vögel und Reptilien. Seit 36 Jahren ist die Medizinerin auf dem Gebiet spezialisiert. Seit 2006, als die Klinik eigenständig wurde, ihre Leiterin.

Die Einrichtung sei "wie ein kleines Krankenhaus", sagt Prof. Krautwald-Junghanns. "Nur, dass wir keine Betten haben, sondern Volieren und Terrarien. Darüber hinaus verfügen wir über zahlreiche Möglichkeiten, um uns an die Haltungsbedingungen unserer Patienten anzupassen. Ein tropischer Papagei benötigt beispielsweise eine hohe Luftfeuchtigkeit. Behandeln wir ihn und nehmen ihn stationär auf, können wir unsere Räume auf das entsprechende Klima einstellen, um so optimale Bedingungen zu schaffen."

Prof. Krautwald-Junghanns zufolge ist die Klinik eine der modernsten Einrichtungen in ganz Europa, besitzt als einzige deutsche Klinik die Zulassung zur Ausbildung europäischer Fachtierärzte für Vögel.

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Kunden würden deswegen auch mal einige Hundert Kilometer fahren, um ihre Lieblinge in Leipzig behandeln zu lassen. "Zu uns kommen nicht nur Privatleute, auch Züchter, Zoos und Wildparks gehören zu unseren Kunden."

Von gerupften Papageien bis zu weichen Panzern

In den meisten Fällen, so Klinikleiterin Prof. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns, ist eine falsche Haltung der Grund für einen Klinikaufenthalt.
In den meisten Fällen, so Klinikleiterin Prof. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns, ist eine falsche Haltung der Grund für einen Klinikaufenthalt.  © Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns/Klinik für Vögel und Reptilien Leipzig

Die meisten Erkrankungen, die Prof. Krautwald und ihre Mitarbeiter behandeln, würden sich dabei auf falsche Haltung zurückführen lassen, sagt die Klinikleiterin.

"Ein Beispiel: Der Graupapagei ist der am häufigsten in Deutschland gehaltene Großpapagei. Bei mindestens einem Drittel der zu uns gebrachten Tiere sehen wir, dass sie einzeln gehalten werden. Graupapageien sind hochintelligente Tiere. Ihr Intellekt entspricht dem eines fünfjährigen Kindes. Sie müssen in Gruppen gehalten werden, weil sie ansonsten Verhaltensstörungen entwickeln. Wir hatten Tiere bei uns, die sich vollkommen kahl gerupft oder sogar selbst tiefe Wunden zugefügt haben."

In der Schweiz und in Österreich würden bereits Gesetze existieren, die eine Einzelhaltung verbieten. "In Deutschland haben wir so etwas nicht."

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Prof. Krautwald-Junghanns setzt sich bereits seit einigen Jahren für klarere Regeln ein, um die Haltungsbedingungen für exotische Tiere zu verbessern. "Eine falsche Haltung kann auch zu Krankheiten führen. Wir behandeln Schildkröten, deren Panzer total aufgeweicht ist. Solche Sachen sind absolut tierschutzrelevant."

Klinik, Forschung, Studium: Die Grundpfeiler der Einrichtung

Nicht nur Exoten, auch heimische Tiere wie diese Waldohreule landen regelmäßig auf dem Untersuchungstisch der Tierärzte.
Nicht nur Exoten, auch heimische Tiere wie diese Waldohreule landen regelmäßig auf dem Untersuchungstisch der Tierärzte.  © Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns/Klinik für Vögel und Reptilien Leipzig

Neben der Klinikarbeit gehören Forschung und Lehre zu den drei Grundpfeilern der Klinik für Vögel und Reptilien. Die Einrichtung bildet zukünftige Tierärzte aus, damit sie später auch Vogel- und Reptilien-Patienten behandeln können. "Dazu zählt natürlich auch Nutzgeflügel, Vögel sind ja nicht nur Exoten, sondern beispielsweise auch Puten, Hühner oder Enten", so Prof. Krautwald-Junghanns.

"Wir sind die einzige Klinik in Deutschland, die die Ausbildung zum europäischen Fachtierarzt anbietet. Nicht nur unser Equipment ist also nicht schlecht, sondern auch unsere Tierärzte", sagt die Klinikleiterin.

Hinzu kämen zwischen 120 und 140 Studenten, die pro Semester in der Einrichtung unterrichtet und geprüft werden.

Die drei Grundpfeiler greifen dabei ineinander. "Ohne die Betreuung unserer Patienten könnten wir beispielsweise keine Forschung und Lehre betreiben. Gleichzeitig laufen unsere Studenten mit und kümmern sich ebenfalls um die Tiere", erläutert die Medizinerin.

Titelfoto: Montage: Anett Breiting/Klinik für Vögel und Reptilien Leipzig + Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns/Klinik für Vögel und Reptilien Leipzig

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