Leipziger Studie: Immer mehr junge Arbeitnehmer werden zu Mobbing-Opfern
Leipzig - Ausgrenzen, lästern, herabwürdigen - viele Menschen werden im Arbeitsleben zu Opfern von Mobbing. Im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums haben Sozialmediziner der Universität Leipzig die Häufigkeit des Psycho-Terrors und seine Folgen untersucht. Mit überraschenden und teils erschreckenden Ergebnissen.

"Erst habe ich gedacht, es handelt sich um Missverständnisse und habe das dann immer versucht aufzuklären, also dass ich irgendwie Fakten klären wollte. Oder auch das Gefühl hatte, beweisen zu müssen, dass irgendetwas so gar nicht wahr ist. Und habe dann aber gemerkt, das kommt immer mehr und das wird immer abwegiger ..."
Es ist eine von vielen Schilderungen von Mobbing-Opfern, die sich in der Leipziger Studie wiederfinden.
Rund 6,5 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland machen die Erfahrung von Schikane, Ausgrenzung, Bloßstellung, gar regelrechter Anfeindung am Arbeitsplatz, haben die Forscher vom Institut für Sozial- und Arbeitsmedizin herausgefunden.
Grundlage war eine repräsentative Befragung von 5015 Erwerbstätigen in ganz Deutschland.
Überraschend: Nicht die älteren, sondern junge Arbeitnehmer werden häufiger zu Opfern.
So sind laut Studie 11,4 Prozent der Beschäftigten im Alter von 18 bis 29 Jahren Mobbing am Arbeitsplatz ausgesetzt, aber nur 3,2 Prozent der 50- bis 59-Jährigen.

Mobbing geht auf die Gesundheit

"Die Mehrheit der Betroffenen gab an, dass die Mobbinghandlungen von ihren Vorgesetzten ausgingen", heißt es in der Studie.
Als besonders Mobbing-anfällige Branchen machten die Forscher kaufmännische Dienstleistungen, Vertrieb und das Gastgewerbe aus. Aber auch in Verkehrs-, Logistik- und Sicherheitsgewerbe wird häufiger gemobbt.
Das hat gesundheitliche Folgen: Betroffene wiesen wesentlich häufiger chronische Erkrankungen auf, stellten die Sozialmediziner fest. Vor allem Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Depressivität und Angststörungen wurden genannt.
Die Wissenschaftler sehen akuten Handlungsbedarf: "Neben einer verstärkten Sensibilisierung der Beschäftigten sind gezielte Schulungen von Führungskräften und weitere Maßnahmen in den Betrieben erforderlich", erklärt Studienleiterin Dr. Margit Löbner.
Dazu würden auch anonyme Anlaufstellen und klare Verhaltensrichtlinien, die aktiv vorgelebt werden, zählen.
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