Leipzig - Angebliche Fälle von Bettwanzen, defekten Bädern und fehlendem Pflegematerial: Der Senioren-Wohnpark "Am Kirschberg" in Leipzig-Grünau steht im Internet immer wieder in der Kritik. Was ist dran an den Vorwürfen? Nach einem aktuellen Fall hat TAG24 nachgefragt.
"Dass das Gesundheitsamt dieses Wohnheim noch nicht geschlossen hat, grenzt an ein Wunder, da von Bettwanzen-Befall und defekten Bädern und noch vielem mehr dort die Rede ist", heißt es unter anderem in den Google-Rezensionen zu der Einrichtung im Westen der Messestadt.
Um den Vorwürfen auf den Grund zu gehen, hat sich TAG24 an das Wohnpark-Personal, das Gesundheitsamt, den Kommunalen Sozialverband Sachsen (KSV) sowie den Medizinischen Dienst gewandt. Letzterer prüft Einrichtungen auf ihre Versorgungsqualität. Das Gesundheitsamt führt Prüfungen im Hinblick auf die Infektionsprävention und bei Hinweisen zu Hygienemängeln durch.
Sowohl 2023 als auch 2024 sei der Wohnpark routinemäßig begangen worden, teilte das Gesundheitsamt mit. Gravierende Mängel aus infektionshygienischer Sicht habe es nicht gegeben. "Dem Gesundheitsamt liegen auch keine Hinweise auf akute Hygienemängel vor, insbesondere nicht auf einen möglichen Bettwanzenbefall", erklärte Thorsten Vollstädt von der Leipziger Behörde.
Vonseiten des Medizinischen Dienstes waren die Prüfergebnisse sogar so gut, dass 2023 der Prüfrhythmus von einem auf zwei Jahre erhöht wurde. "2023 wurde die Einrichtung von einer sehr engagierten Pflegedienstleitung geführt, fachlich war zu diesem Zeitpunkt im Rahmen der Personenstichprobe nichts zu beanstanden", hieß es.
Das sagt das Einrichtungspersonal zu den Vorwürfen
Das Gesundheitsamt bemerkte jedoch auch, dass ein Befall mit Lästlingen, wie beispielsweise Bettwanzen, nicht meldepflichtig sei. "Bettwanzen sind sicher unangenehm, übertragen aber grundsätzlich keine Krankheiten", so Vollstädt.
Vonseiten des KSV erfuhr TAG24, dass die Heimaufsicht Anfang 2024 eine unangekündigte Prüfung wegen des Vorwurfs defekter Sanitärräume durchführte.
"Aufgrund des Alters des Gebäudes und damit auch der Sanitärtrakte, sind diese grundsätzlich sanierungsbedürftig", erklärte Pressesprecherin Gabriele Reichel. "Im Zuge der erfolgten Sanierung wurde bereits zum damaligen Zeitpunkt ein kompletter Trakt erneuert." Der KSV habe keine Kenntnisse über einen weiteren Sanierungsbedarf.
Wie Wohnpark-Sprecherin Svenja Schrieber gegenüber TAG24 mitteilte, stammt das Gebäude aus dem Jahr 1978, werde jedoch fortwährend renoviert und saniert. Durch Kontakte nach außen könne es vorkommen, dass Schädlinge ins Haus getragen würden. "Wie in jedem Zuhause gibt es Mittel und Maßnahmen, dem entgegenzuwirken."
Auch die Sprecherin betonte noch einmal, dass die Einrichtung regelmäßig durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen kontrolliert werde - "im Ergebnis sehr gut".
Kleingartensheriff stößt auf demenzkranken Mann und macht auf Fall aufmerksam
Auf den Fall aufmerksam geworden ist TAG24, nachdem Kleingartensheriff Michael Baumann (61) im Leipziger Süden auf einen verwirrten und demenzkranken Senior (76) gestoßen war und diesem geholfen hatte. Baumann hatte den unterkühlten Mann in sein Auto aufgenommen und anschließend die Polizei informiert. Dabei stellte sich heraus, dass der 76-Jährige aus dem Senioren-Wohnpark "Am Kirchberg" stammt.
"Wir danken der Polizei für ihren Einsatz - unserem Bewohner geht es gut", teilte die Pflegedienstleitung TAG24 nach dem Vorfall mit.
"Insbesondere demenziell erkrankte Menschen verspüren häufig einen großen Bewegungsdrang. Das kann dazu führen, dass sie ihr Zuhause verlassen, ohne dass es jemand unmittelbar bemerkt", erklärte Wohnpark-Sprecherin Schrieber.
Werde ein Bewohner vermisst, gebe es klar definierte Prozesse und Ablaufpläne. Erst wenn diese ergebnislos verlaufen, würden Angehörige, Betreuer und die Polizei hinzugezogen. Im Falle des aufgefundenen Seniors habe das Personal dessen Verschwinden erst bemerkt, kurz bevor die Polizei ihn bereits zurückgebracht hatte.
Der Wohnpark "Am Kirschberg" ist laut Schrieber die einzige Einrichtung in Leipzig, die darauf spezialisiert ist, auch mehrfach chronisch erkrankte, zum Teil auch abhängige Menschen zu betreuen. Bis zu 250 pflegebedürftigen Bewohnerinnen und Bewohnern biete sie ein geborgenes Zuhause.