Einst aussortiert, feiert es jetzt Jubiläum: DDR-Maskottchen fast schon Rentner
Von Birgit Zimmermann
Leipzig - Der wohl bekannteste Mitarbeiter der Leipziger Messe geht straff auf das Rentenalter zu, ist aber vielbeschäftigt. Das Leipziger Messemännchen ist in seinem blauen Anzug auf Events als Fotomotiv gefragt. Auf vielen Veranstaltungen wirbt es für seinen Arbeitgeber.

Seit 60 Jahren ist das Messemännchen nun schon als Maskottchen und Aushängeschild im Einsatz. Es ist die einzige Werbefigur aus der DDR, die heute noch genutzt wird.
"Unser Messemännchen ist im besten Alter - und ich glaube, es wird niemals in Rente gehen. Es brennt für die Leipziger Messe und hat in den letzten Jahren eine echte Renaissance erlebt", sagt Geschäftsführer Martin Buhl-Wagner (58). "Es ist unser freundlichster Botschafter."
Das war nicht immer so. Nach dem Mauerfall wurde die Figur aussortiert. "In den 90er Jahren hielten viele das Messemännchen für überholt. Es gab neue, scheinbar modernere Werbeansätze", erzählt Buhl-Wagner.
Allerdings hätten sich Besucher und Aussteller immer wieder nach dem Messemännchen erkundigt. 2004 erlebte es ein Comeback. Leipzig ist nach eigenen Angaben der einzige Messeplatz in Deutschland mit so einem Botschafter.
Entworfen wurde die Figur vom Berliner Puppengestalter Gerhard Behrendt (1929-2006). Er ist auch der Schöpfer eines anderen Sympathieträgers: des Sandmännchens.
400.000 Exemplare bis zum Ende der DDR produziert

Das Messemännchen ist ein personifizierter Globus. Freundlich lächelnd und mit einer Pfeife im Mund, trägt es - ganz Handlungsreisender - ein Köfferchen sowie einen Hut mit Doppel-M, dem Logo der Leipziger Messe. Inzwischen existiert auch eine animierte Version für Social Media.
Verkauft wurde das 16 Zentimeter große Maskottchen erstmals während der Frühjahrsmesse 1965. Bis zum Ende der DDR wurden rund 400.000 Messemännchen produziert.
Das Messemännchen sei neben dem Minol-Pirol und dem Tele-Lotto-Otto die bekannteste Werbefigur der DDR gewesen, berichtet der Dresdner Sammler Torsten Meisel (59). Das Messemännchen sei die einzige Figur aus der Zeit, die heute noch aktiv genutzt werde.
Dass das Messemännchen ein geborener DDR-Bürger ist, sieht der heutige Messechef als Teil der Unternehmensgeschichte. "Obwohl es in der DDR entstand, symbolisiert es Weltoffenheit und Internationalität - eine Botschaft, die bis heute relevant ist", sagt Buhl-Wagner.
Titelfoto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa