Leipzig feiert Geburtstag! Das Dunckerviertel wird 70 Jahre alt

Von Lutz Brose

Leipzig - Das Leipziger Dunckerviertel feiert 70. Geburtstag. Anlässlich des Jubiläums sprach "Ureinwohner" Horst Rinder über sein jahrzehntelanges Leben in dem Viertel.

In den vergangenen sieben Jahrzehnten durchlief das Dunckerviertel eine wechselhafte Geschichte.
In den vergangenen sieben Jahrzehnten durchlief das Dunckerviertel eine wechselhafte Geschichte.  © Lutz Brose

Das in den Jahren 1953 bis 1958 errichtete Quartier war der erste siedlungsartige Wohnungsbaukomplex nach dem Zweiten Weltkrieg in Leipzig.

Es bot eine Infrastruktur mit über 1000 Wohnungen, einem Dutzend Geschäften sowie Post, Bücherei, Friseur, Schuster, Restaurant, Wäscherei und Kindergarten.

In den 70 Jahren hat das Dunckerviertel eine wechselvolle Geschichte erfahren. Von einem der beliebtesten Viertel in der Stadt wurde es zur Geisterstadt.

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Noch in den 90er-Jahren mussten die meisten Mieter mit Kohle heizen und zogen weg. Fast alle Geschäfte, Friseur und Schuster machten dicht. Nur die Bäckerei blieb. 50 Prozent der 1068 Wohnungen standen leer.

Damals stand die kommunale Wohnungsverwaltung sogar vor der Frage: Abriss oder Sanierung? Glücklicherweise entschied sich die LWB für die Sanierung, musste aber trotzdem drei Blöcke und ein Haus abreißen, um Fördermittel zu bekommen.

Die Sanierung des Viertels ist mittlerweile abgeschlossen und der Leerstand tendiert gen Null.

Für eine Dreizimmerwohnung, die vor 70 Jahren noch für 558 Mark im Jahr vermietet wurde, reicht heute die gleiche Summe in Euro selbst für einen Monat nicht aus.

Horst Rinder (82): Ein "Ureinwohner" des Dunckerviertels plaudert aus dem Nähkästchen

Horst Rinder (82) lebt schon seit seiner Kindheit im Dunckerviertel und hat "jeden Stein umgedreht".
Horst Rinder (82) lebt schon seit seiner Kindheit im Dunckerviertel und hat "jeden Stein umgedreht".  © Lutz Brose

Horst Rinder hat im Dunckerviertel "jeden Stein umgedreht", ging hier zur Schule und hat das gemacht, was fast alle Kinder in der Zeit nach dem Krieg gemacht haben:

"Wir stiegen auf Güterzüge, die auf Einfahrt in den nahen Plagwitzer Bahnhof warteten, um Kohlen zu klauen, Fundmunition haben wir in dem damals noch unbebauten Areal in die Luft gejagt."

Nachdem sein Wohnblock 1945 in der Saalfelder Straße von einer Bombe getroffen wurde, zog die Familie nur ein paar Meter weiter und blieb.

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Heute lebt er mit seiner Frau, die er schon im Alter von 10 Jahren kennenlernte, in einem sanierten Wohnhaus in der Morgensternstraße.

Zum runden Jubiläum lädt die LWB am Samstag zusammen mit Partnern von 11 bis 17 Uhr zum Nachbarschafts-Fest am ehemaligen Café Treff ein.

Titelfoto: Lutz Brose^

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