Kritisiert und bewundert! Das ist der 165 Millionen Euro teure "Palazzo Prozzo" der Staatsbank SAB
Leipzig - Für die einen ist es ein architektonisches Meisterwerk der Moderne, für die anderen nur ein weiterer Beleg von öffentlicher Geldverschwendung: der Neubau der Sächsischen Aufbaubank (SAB) in Leipzig. Am gestrigen Dienstag nun gewährten Sachsens Staatsbänker erstmals Einblicke in ihren "Palazzo Prozzo".
Mit 107 Millionen Euro war er kalkuliert, am Ende schlug er mit knapp 165 Millionen zu Buche. Der SAB-Neubau in Leipzig füllt sich langsam mit Leben. Seit Monatsbeginn beziehen die ersten 200 Mitarbeiter von Sachsens Förderbank ihre neue Zentrale.
Nach den Plänen des Londoner Architekturbüros ACME entstand ein zweiflügeliger, optisch gläserner Gebäudekomplex über vier Geschosse, der sich zur City hin öffnet und dessen Blickfang ein riesiger Säulengarten ist.
Allein im vorgelagerten Hofteil ließen die Staatsbänker 159 Säulen errichten, die in 20 Meter Höhe jeweils mit einer Art Sonnenschirm aus Glasfaser bekrönt sind. Weitere 92 Säulen befinden sich am Gebäude selbst.
Kein Wortwitz: Die Säulen bestehen laut SAB aus "Schleuderbeton". Was allerdings keine Anspielung darauf ist, dass sie die Preistreiber bei den Baukosten waren.
SAB-Neubau: Nicht nur ein Bürogebäude, sondern auch öffentlicher Raum für die Stadt Leipzig
"Mit dem SAB-Forum haben wir nicht nur ein Bürogebäude errichtet, sondern tragen mit dem städtebaulichen Ensemble zur Quartiersentwicklung bei und schaffen für die Stadt Leipzig einen öffentlichen Raum", erklärte SAB-Vorstandschefin Katrin Leonhardt (54) die Idee hinter der Architektur.
Denn in dem einen Gebäudeteil, in dem die drei Wandreliefs aus dem an dieser Stelle abgerissenen Robotron-Bau integriert wurden, sollen auch öffentliche Veranstaltungen stattfinden können.
In dem für die Allgemeinheit nicht zugänglichen Bereich haben sich die Staatsbänker recht stylisch eingerichtet. Moderne Großraumbüros mit edlen Hellerau-Wandschränken finden sich hier ebenso wie "Silent-Rooms" zum stillen Nachdenken, plüschige Waben zum gedämpften Telefonieren und grüne Kuschel-Sofas mit Sichtschutz.
Der Bund der Steuerzahler sieht in der teuren Expansion der in Dresden ansässigen SAB nach Leipzig eine Verschwendung öffentlicher Gelder.
"Es ist nicht Aufgabe einer staatlichen Bank, als Stadtarchitekt zu agieren", erklärte Präsident Thomas Meyer (60) im Gespräch mit TAG24. Im neuen Doppelstandort der Förderbank sei auch kein Mehrwert zu erkennen.
Titelfoto: Bildmontage: Jan Woitas/dpa, Thomas Türpe