Kritik an Leuschner-Platz-Umbau: "Gefährdung von Menschen billigend in Kauf genommen"

Leipzig - Die Initiative Stadtnatur will sich gegen den aktuellen Bebauungsplan des Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platzes wehren, damit der dort vorhandene klimarelevante Baumbestand erhalten bleibt.

Seit mehreren Monaten regt sich gegen die Bebauungspläne des Leuschner-Platzes Widerstand. (Archivbild)  © Anke Brod

In einem offenen Brief wendet sich die Initiative kritisch an die Stadtspitze. Denn der im Sommer 2023 beschlossene Bebauungsplan sieht eine "nahezu vollständige Beseitigung des dort vorhandenen, gesunden Baum- und Strauchbestandes" vor.

Angesichts der steigenden Erderwärmung - der Sommer 2024 war der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen - sei dies eine grob fahrlässige Maßnahme, heißt es weiter.

Denn die Stadtklimaanalyse zeigt, dass sich allein die Innenstadt und der Bereich um den Leuschner-Platz in den kommenden Jahrzehnten um 10 Grad aufheizen werden - angetrieben durch die Rodung der dortigen Pflanzen. "Damit wird [...] eine gesundheitliche Gefährdung von Menschen billigend in Kauf genommen", so der Vorwurf.

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Die Vorhaben der Stadt, die geplanten Gebäude mit Dach- und Fassadenbegrünung auszustatten, sei nach Einschätzung der Initiative nicht zielführend: Die Maßnahme würde nämlich keineswegs die Hitzestressbelastung reduzieren, sondern lediglich die zusätzliche Aufheizung durch die Gebäude abmildern.

Auch die vorgesehene Freifläche "Ökotopia" könne die vorhandenen Bäume und deren Effekte als Schatten- und Kühlungsspender nicht ersetzen.

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Bäume auf Wilhelm-Leuschner-Platz sind wichtig fürs Stadtklima

In den kommenden Jahren soll sich der Platz grundlegend verändern. Auch viele Bäume und Sträucher sollen weichen.  © Ralf Seegers

Nach Einschätzung der Initiative sei das Erhalten des Baumbestandes ganz einfach durch ein Verschieben der Baulinie möglich, sodass lediglich das zentrale Areal des Platzes bebaut und die übrigen Teilstücke wie gewohnt erhalten werden. Damit könne gleichzeitig auch der Artenschutz gewahrt werden.

"Der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) als Bauherr begrüßt das Engagement für den Erhalt der Bäume", schreibt die Initiative. "Die erforderlichen Schritte muss jedoch das Stadtplanungsamt ergreifen. [...] Da es sich lediglich um das Zurücklegen der Baulinie handelt, gehen wir von überschaubaren Kosten aus."

Die Pläne zur vorgesehenen Bebauung und Versiegelung des Wilhelm-Leuschner-Platzes solle also dringend "im Sinne des Klima- und Gesundheitsschutzes" geändert werden.

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Bisher hat sich die Stadtverwaltung noch nicht öffentlich zu dem Brief und den Forderungen geäußert.

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