Kommentar: Leipzig braucht kein neues Denkmal!

Leipzig - Die Stiftung Friedliche Revolution geht mit ihren Plänen eines Einheits- und Freiheitsdenkmals in Leipzig auf Deutschlandtour. Spart euch das Geld und die Mühe, meint TAG24-Redakteur Alexander Bischoff. Und kommentiert: Leipzig braucht kein neues Denkmal!

Ausstellung auf dem Willhelm-Leuschner-Platz: Die Stiftung Friedliche Revolution geht ab Mai mit ihren Plänen eines Einheits- und Freiheitsdenkmals in Leipzig auf Deutschlandtour.
Ausstellung auf dem Willhelm-Leuschner-Platz: Die Stiftung Friedliche Revolution geht ab Mai mit ihren Plänen eines Einheits- und Freiheitsdenkmals in Leipzig auf Deutschlandtour.  © Jan Woitas/dpa

Im Jahr 2008 beschloss der Bundestag, neben Berlin auch in Leipzig ein Freiheits- und Einheitsdenkmal zu errichten. Damit sollten die 70.000 geehrt werden, die am 9. Oktober 1989 um den Ring zogen und so das SED-Regime zum Einsturz brachten.

Eigentlich sollte das Denkmal zum 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution eingeweiht werden. Das wäre 2014 gewesen. Dass das Projekt bis heute nur auf dem Papier steht, hat vor allem mit denen zu tun, die da geehrt werden sollen - den Leipzigern.

Denn viele in der Stadt fremdeln mit den übergestülpten Denkmalplänen, die vor allem von wohlmeinenden Politikern und "Berufsleipzigern" mit West-Biografie forciert werden.

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Als der Gestaltungswettbewerb 2012 ein infantiles Sammelsurium quietschbunter Würfel als Siegerentwurf hervorbrachte, ging die Bürgerschaft auf die Barrikaden.

Wilhelm-Leuschner-Platz hatte "mit der Friedlichen Revolution jedenfalls nichts zu tun"

TAG24-Redakteur Alexander Bischoff ist der Meinung: Leipzig braucht kein neues Denkmal!
TAG24-Redakteur Alexander Bischoff ist der Meinung: Leipzig braucht kein neues Denkmal!  © Eric Münch

Mit der Folge, dass nach juristischer Auseinandersetzung mit den Würfelentwurfsschöpfern die Denkmalpläne am 25. Jahrestag der Herbst-Revolution vom Stadtrat eingestampft wurden.

Nun also der zweite Anlauf. Mit einer Ausstellung zum Wettbewerb will die Stiftung Friedliche Revolution diesmal deutschlandweit für ihre Pläne werben. Der neue Gestaltungswettbewerb ist für Juni geplant.

Entstehen soll das Gebilde auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, der 1989 ein ziemlich verwilderter Parkplatz war. Mit der Friedlichen Revolution hatte dieser Platz jedenfalls nichts zu tun.

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Alte Leipziger werden sich hingegen noch erinnern, dass zu DDR-Zeiten bei den jährlichen Mai-Kundgebungen auf dem Leuschner-Platz die Fahnen-Ausgabe war ...

TAG24-Redakteur Alexander Bischoff: "Nehmt die Millionen lieber zur Sanierung der Nikolaikirche"

Die Nikolaikirche mit Nikolaisäule davor - für TAG24-Redakteur Alexander Bischoff das wahre und einzig authentische Denkmal der Friedlichen Revolution.
Die Nikolaikirche mit Nikolaisäule davor - für TAG24-Redakteur Alexander Bischoff das wahre und einzig authentische Denkmal der Friedlichen Revolution.  © Imago / Schöning

Als gebürtiger und gelebter Leipziger, der am 9. Oktober 1989 selbst mit auf der Straße war, nehme ich mir hier mal die Freiheit heraus, zu intervenieren: Lasst es sein! Leipzig braucht kein neues Denkmal!

Wir haben die Nikolaikirche (samt Nikolaisäule davor) - sie ist das wahre und einzig authentische Denkmal der Friedlichen Revolution! Und zwar ein täglich mit Leben gefülltes Denkmal und kein künstliches Konstrukt, das irgendwo im Weg rumsteht.

Spart euch also euer Freiheits- und Einheitsdenkmal. Und nehmt die Millionen lieber zur Sanierung der Nikolaikirche.

Denn das Symbol der Friedlichen Revolution bröckelt vor sich hin und leidet an massiven Nässeschäden. Der Kirchgemeinde, die mit Sanierungskosten von mindestens zwei Millionen Euro rechnet, fehlt dafür das Geld.

Was an sich ein ziemliches Armutszeugnis für die einstige "Heldenstadt" ist.

Titelfoto: Montage: IMAGO / Schöning; Eric Münch

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