"Kein Bock auf Nazibrötchen!": Anfeindungen gegen Bäckerei von Leipziger AfD-Stadträtin
Von Angela Panini
Leipzig - "Kein Bock auf Nazibrötchen!" - Diese Lettern prangten vorige Woche im Leipziger Osten plakativ auf kleinen Flugblättern. Das "schmierige" Material klebte mitsamt dem Porträt von Konditormeisterin Alexandra Hachmeister (47) und nebst Foto ihrer Bäckerei in der Zweinaundorfer Straße an mehreren Scheiben benachbarter Geschäfte. Auch in Briefkästen fanden sich die Zettel wieder. Hachmeister hatte bereits 2024 Farb- und Teeranschläge auf ihre beiden Bäckerläden hinnehmen müssen. TAG24 ging der Sache nach.

Konkret wurde am 12. August 2024 ihre Bäckereifiliale in der Zweinaundorfer Straße von Unbekannten mit einem farbigen Schriftzug beschmiert. Das bestätigte die Leipziger Polizei. Es entstand Sachschaden von rund 150 Euro.
"Die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung wurden vom polizeilichen Staatsschutz geführt", berichtete Olaf Hoppe von der Stabsstelle Kommunikation auf TAG24-Anfrage.
Jene Hachmeister-Schaufenster waren seinerzeit in Rot mit dem Wort "Nazi-Schweine" überzogen. Darüber hinaus "zieren" immer wieder Sticker mit dem Aufdruck "FCK AFD" diese Fenster.
Unbekannte hatten in der Nacht zum 6. September 2024 überdies Teile der Fassade sowie die Zugangstür des Hauptladens von Alexandra Hachmeister in der Opalstraße im Ortsteil Engelsdorf mit schwarzer Teerfarbe besudelt.
Die Höhe des Sachschadens konnte nach polizeilichen Angaben noch nicht beziffert werden. Es werden laut Hoppe Ermittlungen zur Sachbeschädigung geführt, ebenfalls vom polizeilichen Staatsschutz.
Die tiefschwarze Substanz ließ Hachmeister Ende vorigen Jahres übermalen – so gut es ging. Reste sind an der Tür indes heute noch zu sehen.

Attacken auf Bäckerei: Nun ermittelt der Staatsschutz

Im Falle besagter Handzettel ermittle der Staatsschutz wegen des Verdachts der üblen Nachrede, erklärte der Polizeisprecher.
"Die Geschädigte erstattete bei der Staatsanwaltschaft Leipzig Anzeige, nachdem im Umfeld der Bäckerei Flugblätter verteilt wurden, die diffamierende Inhalte und Abbildungen ihrer Person enthielten", führte er aus.
Seit Juni 2024 ist Alexandra Hachmeister als Stadträtin in der Leipziger AfD-Fraktion vertreten. "Ich bin allerdings parteilos", betonte sie im TAG24-Gespräch. Im Ortschaftsrat von Engelsdorf mischt sie ebenfalls mit.
"Ganz klar führe ich die Anschläge auf diese Ehrenämter zurück", spekuliert sie über das Motiv ihrer Widersacher.
Viele Menschen zeigten sich vor allem wegen der Titulierung als "Nazi-Schwein" fassungslos, wie die 47-Jährige erzählt. Gleichzeitig erhalte sie auch viel Zuspruch mit Worten wie: "Halten Sie durch!"
Hachmeister beschwert sich über "Nazi-Keule für Andersdenkende"

Im Prinzip kämen die Kunden jetzt erst recht zu ihr. So erhielt Hachmeister kürzlich den Besuch eines Damengespanns - die eine älter, deren Begleitung jung. Diese hätten ihr Geschäft in Engelsdorf forsch mit der Ansage "Diese Frau wollen wir jetzt mal kennenlernen" betreten.
Das folgende Gespräch habe man gar mit einem gemeinsamen "Fan-Foto" beschlossen, erinnert sich die Konditormeisterin. Schmunzelnd fügt sie hinzu: "Das fand ich niedlich."
"Was ist überhaupt ein Nazi?", frage sie sich seit einiger Zeit. Würden politisch Andersdenkende heutzutage generell und undifferenziert in die "Nazi-Ecke" gedrückt?
Sie und ihr Zwillingsbruder führen die Bäckerei jetzt in vierter Generation weiter. Der Uropa fing damals in Merseburg an. "Es ist sehr respektlos, unsere Werte zu zerstören", resümiert sie traurig.
Doch Alexandra Hachmeister will sich nicht unterkriegen lassen.
Titelfoto: Montage Anke Brod ; privat