Jugendgruppe aus Sachsen steckt in Israel fest: Leipzig hofft jetzt auf Evakuierungsmission
Leipzig/Herzliya - Sie sind mitten im Krieg und kommen nicht weg. Die Jugendgruppe des "TheatervereinK" aus Leipzig steckt weiterhin in der israelischen Küstenstadt Herzliya fest. Immer wieder müssen die 15 Jugendlichen und ihre vier Betreuer in den Luftschutzraum, weil die Hamas aus dem Gaza-Streifen Raketen auf das nahe Tel Aviv abfeuert.
Es hätte alles so schön werden sollen. Seit mehr als einer Woche weilen die Jungen und Mädchen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren in Leipzigs israelischer Partnerstadt. Gemeinsam mit jungen Israelis hatten sie im Internat des Schulkomplexes "HaKfar HaYarok" für eine mehrsprachige Performance geprobt. Am Sonntag sollte Premiere sein.
Doch Tausende Raketen, die am Samstag vom Gaza-Streifen aus auf Israel gefeuert wurden, beendeten das Theaterprojekt abrupt. Die Sachsen wachten in einem Albtraum auf, der bis heute andauert.
Zwar blieb Herzliya bislang vom Terror der Hamas verschont, doch immer wieder schrillen auch hier die Sirenen, wenn Raketen auf das nahe Tel Aviv abgefeuert werden.
"Sie mussten am Sonntag dreimal in den Luftschutzraum und heute Mittag wieder", berichtete Theater-Vorstandsfrau Anika Rambow (24) am gestrigen Montag. Ihre kleine Schwester ist auch in Herzliya.
Die Jugendlichen halten ständigen Telefonkontakt zu ihren besorgten Familien in Leipzig. "Ansonsten versuchen sie, sich mit Basteln, Singen und Schauspielerei abzulenken."
Theatergruppe im Krieg gestrandet: Rückflug nach Deutschland wurde gecancelt
Die Sachsen sind inzwischen allein im Internat. Die israelischen Schüler wurden alle von ihren Eltern abgeholt.
Eigentlich sollte die Gruppe am gestrigen Montag wieder zurück nach Deutschland fliegen. Doch aus Sicherheitsgründen haben fast alle Airlines den Flugbetrieb nach Israel eingestellt. Auch der Flug der Leipziger wurde gecancelt.
"Wir stehen im Kontakt mit der deutschen Botschaft und hoffen auf eine schnelle Lösung", sagte Rambow.
Leipzig hat inzwischen alle Namen und Pass-Daten der im Kriegsgebiet feststeckenden Theaterleute an den Krisenstab des Auswärtigen Amtes weitergegeben. In der Hoffnung, dass die Bundesregierung eine baldige Evakuierungsmission startet.
Wie die Stadt am Dienstag mitteilte, arbeite sie mit Hochdruck daran, die Theatergruppe nach Deutschland zu holen. Demnach gibt es Möglichkeiten, Israel über Zypern zu verlassen. Eine konkrete Flugverbindung gebe es jedoch weiterhin nicht.
"Die Stadtverwaltung ist in engem Kontakt mit der Gruppen und steht mit Rat und Tat zur Verfügung", versicherte OB Burkhard Jung (65, SPD).
Original-Artikel vom Dienstag, 10. Oktober, 5.20 Uhr. Text aktualisiert um 15.50 Uhr.
Titelfoto: Montage: Maik Börner + Facebook/TheatervereinK + Ilia Yefimovich/dpa