Hier leben 400 Laiendarsteller die Ruhe vor dem großen Sturm
Leipzig - Es war eines der grausamsten Schlachtengemetzel der Weltgeschichte: die Völkerschlacht 1813 bei Leipzig mit rund 100.000 Toten. Ungewollt geriet die kleine Ackerbürgerstadt Liebertwolkwitz in das kriegerische Epizentrum des damaligen Weltgeschehens. An diesem Wochenende geht der heute zur Stadt Leipzig gehörende Ort wieder auf Zeitreise.
Spielende Kinder auf dem historischen Marktplatz, das Klappern von Pferdehufen und Holzschuhen, überall präsentieren sich traditionelle Gewerke - vom Branntweinbrenner über den Besenbinder, den Seiler, die Korbflechterin bis hin zu Hufschmied und Zinngießer.
Seit Freitagnachmittag lebt Liebertwolkwitz wieder im Jahre 1813, genauer gesagt in den Tagen vor der großen Schlacht.
Mehr als 400 historisch gekleidete Laien aus Vereinen, der örtlichen Schule und der Kirchgemeinde versuchen, so authentisch wie möglich ihre Vorfahren darzustellen.
Hinzu kommen noch zahlreiche Militärdarsteller, die auf Strohsäcken in Scheunen nächtigen, auf Dachböden einquartiert sind oder in Biwaks campieren.
Was heute ein beschwingtes und überaus sehenswertes Spektakel mit garantiert unblutigem Ausgang ist, verlief vor 211 Jahren verheerend. Denn der während der Schlachtentage von Truppen beider Kriegsparteien im Wechsel mehrfach besetzte Ort war hernach größtenteils zerstört - die Häuser geplündert und gebrandschatzt, die Tiere getötet oder gestohlen.
Der Geschichtsschreibung ist zu entnehmen, dass bis zum Jahresende 54 Bewohner an Krankheit oder Hunger starben. Der materielle Gesamtschaden, den Liebertwolkwitz in den Kämpfen erlitt, wird auf exakt 113.817 Taler und 4 Groschen beziffert.
Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa