Harz, Öl und Bauschaum: Diese Künstlerin sprengt so manche Grenzen
Leipzig - Mit ihren Bildern schafft Künstlerin Victoria Matthies (34) einen Ausgleich zur Außenwelt und kreiert Räume, die zum Träumen und Entspannen einladen. Am Donnerstag um 19.30 Uhr feiert sie mit einer Vernissage den Beginn ihrer neuen Ausstellung in der Galerie W 182 in Leipzig.
"Mein Gedanke ist, dass so viel passiert in unserer echten Welt. Es ist so hyperkomplex, alle politischen Ereignisse, mit denen wir tagtäglich konfrontiert werden", erklärte Victoria Matthies während der Vorbereitungen für ihre Ausstellung den Hintergrund ihrer Werke.
"In meinen Bildern will ich eine andere Art von Raum wiedergeben, wo man sich auch mal entspannen kann oder wo man träumen, sich zurückziehen oder auch auf neue Gedanken kommen kann."
Umgeben von zahlreichen farbenfrohen Gemälden, in unterschiedlichsten Größen und aus verschiedensten Materialien, lädt Matthies ihre Gäste ab dem 18. April bis zum 25. Mai zum Erholen ein.
Während einige ihrer Bilder einen Raum mit Wänden und Fenstern zu erkennen geben, lassen andere eine freiere Interpretation zu.
Ihnen gemeinsam sind verschiedenste architektonische Elemente und raumähnliche Strukturen sowie das Spiel mit den Sinnen.
Epoxidharz, Bauschaum und Ölfarben: Ein Spiel mit den Sinnen
Ein wichtiges Thema ihrer Arbeiten sei die Sinnlichkeit der Malerei an sich.
So löst sie mithilfe von pastösen Farbflächen, unebenen Oberflächen und verschiedensten Materialien bei ihren Betrachtern eine gewisse Neugier aus.
"Durch die Plastizität wird ein besonderer sinnlicher Moment erzeugt und dadurch hat der oder die Betrachterin das Gefühl, man will es anfassen."
Ziel sei es, die Menschen aus dem rationalen Part ihres Gehirns rauszuholen, was unter anderem durch die Kombination von Bauschaum oder Gips mit traditionellen Ölfarben gelingt.
Einen Teil ihrer Bilder umhüllt die Künstlerin komplett in Epoxidharz, der ausgekühlt zu einer Art Kunststoff aushärtet, was einzigartige Lichtreflexionen ermöglicht.
Zudem gehe es ihr aber auch um das Materialexperiment an sich.
"Man hat als Künstlerin manchmal seinen Plan und möchte den gern erreichen, aber manchmal passiert genau das Spannende auf dem Weg dahin", sagte sie gegenüber TAG24.
Die Galerie W 182
"Wenn wir eine Ausstellung haben und die alten Bilder abhängen, ist man immer so ein bisschen wehmütig. Und dann kommen die neuen Bilder und man sagt 'Wow, der Raum sieht jetzt wieder total anders aus'", staunte auch Galerist Martin Zinger.
Zuvor hatte Künstlerin Soojie Kang ihre Bilder unter dem Ausstellungstitel "Am Wasser" präsentiert und somit, im Kontrast zu Matthies, eher blaue und grüne Farben in die Galerie gebracht.
Die warmen Leuchtfarben der aktuellen Ausstellung sowie das Ziel der Erholung würden zudem dem Motto "to cure" (dt. um zu heilen) des bevorstehenden "Art Go East"-Kunstfestivals im Leipziger Osten gerecht, das vom 17. bis 26. Mai stattfindet.
Im Anschluss daran dürfe man sich auf ein Foto-Projekt in der Galerie freuen.
"Fotografie kommt aus unserer Sicht in Leipzig viel zu kurz", erklärte Zinger, weshalb er jedes Jahr zwei Fotografen ausstellen wolle.
Das Besondere an der kommenden Veranstaltung sei jedoch die Zusammenarbeit mit der Leipziger Partnerstadt Addis Abeba.
So sollen vom 31. Mai bis 16. Juni Bilder von Sehin Tewabe und Abinet Teshome aus der Hauptstadt Äthiopiens in der Wurzner Straße 182 gezeigt werden.
Titelfoto: Emily Mittmann