April-Aufruhr in und um Leipzig: Moorleiche, gescannte Kotbeutel, milchiger Störmthaler See!
Von Anke Brod
Leipzig - Der April macht, was er will. Dass diese Redewendung nicht nur aufs Wetter beschränkt ist, wurde am Samstag in Leipzig und dem Umland deutlich: Von der Moorleiche im Schwimmbad über Sammelcontainer für Hundekotbeutel bis hin zum See, der milchig schimmerte, war alles dabei - natürlich mit einem Augenzwinkern!
Los ging es mit einer archäologischen Sensation: In Delitzsch (Landkreis Nordsachsen) wurde eine sehr gut erhaltene Moorleiche gefunden! Laut Pressemitteilung der Großen Kreisstadt hatten sie Arbeiter am 16. März auf der Baustelle für das neue Schwimmbad bei einer Grundwasser-Absenkung entdeckt.
Der männliche Körper war demnach rund hundert Meter vom Lober-Lauf entfernt aufgetaucht. Dieser Flusslauf bediente hier früher ein Naturbad. Unmittelbar daneben wurde 1969 das aktuell sanierte Freibad errichtet.
Professorin Andrea Fango vom Landesamt für Archäologie Sachsen (LfA) zeigte sich begeistert.
"Solch eine gut erhaltene Moorleiche haben wir in dieser Art im Freistaat seit Jahrzehnten nicht mehr entdeckt!", jubelte sie. Zumal Moore in Nordsachsen eben auch äußerst selten sind!
Inzwischen haben die Fachleute des LfA erste Erkenntnisse zu "Morio" - wie der Körper für Arbeitszwecke genannt wurde - gewonnen. Morio war wohl etwa 1,60 Meter groß und mittleren Alters und muss in der Eisenzeit gestorben sein. Wegen der "schwierigen konservatorischen Situation" hatten das LfA und die Stadt Delitzsch Medienvertreter am Samstagmorgen rasch zum Ort des Geschehens gerufen.
Mit Gummistiefeln ausgestattet konnten sie Morio bestaunen, bevor sein Corpus zur endgültigen Konservierung nach Chemnitz überführt wurde.
Kotbeutel sollen in Bauschuttcontainer geworfen werden
Eine weitere Neuerung ab April wäre ein Pilotprojekt gegen Hundekot. Etwa am Stötteritzer Bürgeramt will die Stadt einen Sammelcontainer für Hinterlassenschaften von Bello und Co. aufstellen.
Wie das Facebook-Portal "Stötteritzer Storys" am Samstag berichtete, sei Hundekot im Kiez Dauerthema. Auch im Stadtteil Wiederitzsch sowie Taucha und Grimma wolle man der Sache Herr werden.
Benutzte Hundekotbeutel sollen Gassigeher fortan deshalb zentral abgeben. Die delikaten Inhalte würden über kommunale Eigenbetriebe einer sinnvollen Nutzung zugeführt, so der Plan.
Ziel des Projekts sei weniger Müll, ein sauberes Stadtbild und Umweltentlastung. "Was viele nicht wissen", so die Information: "Hundekot eignet sich ganz hervorragend als Dünger!" Das Pilotprojekt soll Hundebesitzer an den genannten Orten verpflichten.
"Wir werden mit QR-Code versehene Hundekotbeutel ausgeben, personalisiert auf jeden über die Hundesteuer registrierten Hundebesitzer", zitieren die Stötteritzer Storys Grimmas Bürgermeister Matthias Berger (54) stellvertretend für die anderen Projektteilnehmer.
1. April: Aus Wasser wurde Milch...
Ab Montag erhalten demnach alle registrierten Hundebesitzer per Post je 300 Hundekotbeutel. Ab dann dürfen sie nur noch diese Tütchen zur Aufnahme der Gassihäufchen verwendet werden, heißt es. Nach der Hunderunde kommen die kommunalen Container ins Spiel: Dort müssten die Kotbeutel eingeworfen werden, alternativ wöchentlich. Zuvor würden die Beutel gescannt, um sie dem Besitzer zuordnen zu können.
Zur Pilotphase kämen vorerst offene Bauschutt-Container mit wöchentlicher Leerung zum Einsatz, schreiben die Stötteritzer Storys weiter. Der Kot werde später auf Bauhöfen und bei der Leipziger Stadtreinigung getrocknet und zermahlen. Das Substrat werde schließlich bei städtischen Baumpflanzungen und in Blumenkübeln untergemischt.
Neben dem Portal "Stötteritzer Stories" hatten auch die Köpfe hinter dem "Medienportal Grimma", "Taucha kompakt" und "Wiederitzsch im Bild" den durchaus glaubhaften Scherz ersponnen.
Per Videobotschaft vom Störmthaler See meldete sich indes Samstagfrüh Daniel Strobel, seines Zeichens Bürgermeister von Großpösna. "Ich habe heute Vormittag einen ganz aufgeregten Anruf bekommen von den Mitarbeitern der Firma, die die Kalkung am See durchführen", verkündete er. Dies sei notwendig, um den pH-Wert im Gewässer zu stabilisieren.
Nun sei wahrscheinlich aber wohl den Lieferanten ein fataler Fehler unterlaufen - anstelle des Kalkmehls würde dort seit Tagen Milchpulver ausgebracht. Er gab Entwarnung: Nach Probenentnahme und Messung durch Experten sei die Sache ungefährlich.
Der Bürgermeister wünscht sich: "Ich hoffe, dass der See bald wieder seine normale türkisblaue Färbung hat."
All das war also am Samstag los. Bloß gut, dass heute der 1. April ist!
Titelfoto: Montage Anke Brod 123rf/liudmilachernetska