Demo in Leipzig eskaliert: Polizei greift erst nach Stunden ein, Anwohner müssen Brände selbst löschen
Leipzig - Nachdem am Montag in Leipzig ein besetztes Haus geräumt worden war, ist Dienstagnacht eine Demo gegen das Vorgehen der Polizei aus dem Ruder geraten.
Die Initiative "Leipzig besetzen", die am Samstag ein Haus an der Hermann-Liebmann-Straße besetzt hatte, rief zunächst zum sogenannten Massencornern im Bereich der Eisenbahnstraße auf.
Noch am Dienstagabend meldete die Gruppe jedoch, dass Demonstranten währenddessen ein Gebäude an der Ludwigstraße besetzt haben sollen. "Kommt schnell vom Massencornern hier her!", hieß es auf der Plattform "X", ehemals Twitter.
Entlang der Eisenbahnstraße sowie auf umliegenden Straßen wurden Barrikaden errichtet, zum Teil auch angezündet. Mülltonnen, Müll. Holzgegenstände und auch Möbelstücke sollen die Demonstranten unter anderem in Brand gesetzt haben. Zudem kam es immer wieder zu Böllerwürfen und dem Einsatz von Pyrotechnik.
"Ab 20 Uhr erhielten wir mehrere Notrufe", erklärte Polizeisprecher Olaf Hoppe gegenüber TAG24.
Polizei greift erst nach Stunden ein: "Wir verstehen den Unmut der Einwohner“
Weil zunächst nicht genügend Einsatzkräfte zur Verfügung standen, verzögerte sich das Eingreifen der Polizei jedoch.
Wie der Polizeisprecher gegenüber TAG24 erklärte, war im Vorfeld der Demonstration lediglich ein Zug der Bereitschaftspolizei angefordert worden.
"Aufgrund der hohen Personenzahl mussten wir weitere Kräfte anfordern, weil ein Zug nicht gereicht hätte. Das war unsererseits eine Fehleinschätzung angesichts der Teilnehmerzahl."
Wie viele Menschen an der Demo teilnahmen, dazu konnte die Polizei am Dienstagmorgen keine genauen Zahlen nennen. In sozialen Netzwerken war von bis zu 400 Teilnehmern die Rede.
Während die Polizei auf Verstärkung wartete, machten sich Anwohner selbst ans Löschen der Brände. Teilweise soll es dabei zu Auseinandersetzungen mit den Demonstranten gekommen sein.
"Wir verstehen den Unmut der Einwohner, aber für uns war es nicht möglich, zeitnah da einzugreifen. Dafür benötigt es eine bestimmte Zahl an Kräften, die schlichtweg nicht zur Verfügung stand, weil im selben Zeitraum noch etwa 100 weitere Einsätze zu bearbeiten waren", erklärte Hoppe die Verzögerung. "Die Verantwortung sehe ich hier aber klar bei den Menschen, die die Straftaten begangen haben.“
Einsatzkräfte sichern Gebiet: Keine Verletzten, keine Festnahmen
Gegen Mitternacht war schließlich eine Hundertschaft mit Kräften aus Sachsen-Anhalt eingetroffen. Einsatzkräfte sicherten das Gebiet, die Feuerwehr löschte die Brände. "Daraufhin beruhigte sich die Lage sehr schnell."
Als die Polizei das angeblich besetzte Haus an der Ludwigstraße überprüfte, sei dort niemand angetroffen worden. Das Gebäude wurde daraufhin gesichert. Inzwischen laufen Ermittlungen wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs.
Darüber hinaus ermittelt die Polizei im Zuge der Ausschreitungen wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs. Durch die Brände wurden laut Hoppe eine Hauswand, Straßenbeläge sowie ein Fahrzeug beschädigt. Der Gesamtschaden konnte am Dienstagmorgen jedoch noch nicht beziffert werden.
Immerhin: Verletzt wurde nach aktuellen Erkenntnissen niemand. "Nach dem ersten Stand gab es keine Festnahmen", so Hoppe.
Titelfoto: Montage: EHL Media/Erik-Holm Langhof