Riesen-Ärger um neues Leipziger Quartier: Umweltschützer entsetzt über "skandalöse Vorgänge"

Leipzig - Zwischen dem Bayerischen Bahnhof und der Richard-Lehmann-Straße im Leipziger Süden soll in den nächsten Jahren ein neuer Stadtteil entstehen. Gegen die damit einhergehenden Rodungsarbeiten insbesondere nördlich der Semmelweisbrücke regt sich nun aber Widerstand.

Die gerodete Fläche nördlich der Semmelweisbrücke sorgt momentan für Ärger bei Umweltschützern.
Die gerodete Fläche nördlich der Semmelweisbrücke sorgt momentan für Ärger bei Umweltschützern.  © Initiative Stadtnatur

Der Masterplan sieht auf dem brachliegenden Areal den Bau von circa 1600 Wohnungen, neuen Büro- und Gewerbeflächen, Kindergärten sowie zwei neuen Schulen vor.

Den Bauarbeiten, die voraussichtlich noch dieses Jahr beginnen sollen, gingen besonders zwischen dem Bayerischen Bahnhof und der Kurt-Eisner-Straße intensive Rodungen voraus. Entlang der Lößniger Straße mussten mehrere verfallene Gebäude weichen, an der Semmelweisbrücke der traditionsreiche Distillery-Club.

Was der Initiative Stadtnatur aber besonders große Sorgen bereitet, ist die Zerstörung der dortigen Vegetation: Wo vor einigen Monaten noch Dutzende Büsche und Bäume standen, herrscht nun größtenteils gähnende Leere. Deshalb hat die Initiative jetzt eine Fachaufsichtsbeschwerde an die Landesdirektion gestellt.

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In der Beschwerde wird den Verantwortlichen vorgeworfen, "umfangreiche Umweltstraftaten und artenschutzrechtliche Verbotstatbestände" begangen zu haben. "Wir sind zutiefst beunruhigt und entsetzt über diese skandalösen Vorgänge", heißt es in der Klage, die TAG24 vorliegt. "Die Auswirkungen auf das Lokalklima sind immens und angesichts des Klimawandels unverzeihlich."

So fordert die Initiative nicht nur eine "angemessene Ahndung der Umweltstraftaten", sondern auch eine Wiederherstellung der zerstörten Vegetation.

Viele Tierarten haben durch die Bauarbeiten ihren Lebensraum verloren.
Viele Tierarten haben durch die Bauarbeiten ihren Lebensraum verloren.  © Initiative Stadtnatur

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Das Areal des geplanten Quartiers ist so groß, dass es in Bebauungsplan in mehrere Teilstücke aufgegliedert wurde.
Das Areal des geplanten Quartiers ist so groß, dass es in Bebauungsplan in mehrere Teilstücke aufgegliedert wurde.  © Stadt Leipzig

Durch die Rodungen seien die Lebensräume vieler Tierarten zerstört worden. Durchgeführte Maßnahmen wie das Aufhängen von Fledermauskästen oder den Abfang von Kröten und Eidechsen stellen nach Ansicht der Initiative keinen ausreichenden Ausgleich dar.

"Es ist davon auszugehen, dass der Bebauungsplan aufgrund der zahlreichen artenschutzrechtlichen Konflikte nicht in der geplanten Form umgesetzt werden wird und kann", heißt es weiter.

Deshalb wird nun gefordert, die Bauarbeiten zu unterbrechen, bis die Vegetation auf den betroffenen Flächen wiederhergestellt und deren Beseitigung geahndet wurde. Gleichzeitig wird eine öffentliche Stellungnahme der Stadt verlangt. Bisher gab es noch keine Antwort auf die Beschwerde.

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Die Initiative Stadtnatur ist nicht die einzige Instanz, die dem Bebauungsplan kritisch gegenübersteht. Auch der Umweltbund Ökolöwe stellte Mängel fest und setzt sich für "mehr Grün" auf dem Areal ein.

Titelfoto: Montage Initiative Stadtnatur ; Stadt Leipzig

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