Letztes Tour-Konzert in Deutschland: Ultravox-Star Midge Ure rockt Leipzig
Von Christian Grube
Leipzig - Die Musik der Achtziger ist geprägt von New Wave, Punk und Pop. Einer derjenigen, welche den Sound dieser Zeit maßgeblich mitbeeinflusst hat, ist Midge Ure (69). Mit Ultravox, Visage und Solo feierte er Welterfolge, der Song "Do They Know It’s Christmas?" (mit Bob Geldof, 71) ist eine der meistverkauften Singles weltweit. Am gestrigen Mittwochabend war der Brite im Haus Leipzig zu Gast und hatte eine Menge Musik dieser Zeit im Gepäck. Es war das letzte Konzert seiner aktuellen "Voice & Vision"-Tour in Deutschland.
Die 200 Menschen im Saal bejubeln den gebürtigen Schotten, als er und seine dreiköpfige "Band Electronica" pünktlich die Bühne betreten.
Einige Tage vor dem Konzert konnte TAG24 kurz mit Midge Ure sprechen, der sich begeistert zeigt, dass man wieder ohne jegliche Beschränkungen auf Tour sein kann. "Ich kann wieder das machen, was ich seit meiner Jugend tue. Es ist verrückt, aber es fühlt sich wundervoll an, Musik in einem Raum machen zu können."
Diese Freude ist dem Quartett zu jeder Zeit anzusehen und das Publikum ist von Anfang an dabei, um Songs wie "Dear God" oder den Solohit "If I Was" zu feiern.
Woher nimmt Midge Ure mit 69 diese Energie, täglich eine mitreißende Performance abzuliefern? "Es passiert einfach. Darüber denke ich eigentlich gar nicht nach oder kontrolliere es auch nicht. Es ist schlicht das, was ich mache."
Düster wird es mit dem Visage-Hit "Fade To Grey", den Ure mitgeschrieben hat, bevor er bei Ultravox einstieg. Es sind eben auch diese Stücke, die den Abend prägen und die Menschen schon früh von den Sitzen reißen.
Leider zeigt sich aber auch hier wieder ein aktuelles Problem der Veranstaltungsbranche. Etwa 400 Menschen hätten der Saal fassen können, bei kompletter Nutzung deutlich mehr. Die Hälfte der Plätze bleibt leer.
Nur glückliche Gesichter am Ende des Abends
Gerade kleinere Clubs und Locations haben damit massive Probleme - Großkonzerte wie Die Toten Hosen auf der Festwiese oder Helene Fischer (38) in München sind davon paradoxerweise nicht betroffen.
Ein deutsches Phänomen nach Corona? "Nein, in Großbritannien ist das genauso", berichtet Midge Ure.
In den Achtzigern und Neunzigern hatte er einige der größten Konzerte der Musikgeschichte mitorganisiert. Live Aid und das Konzert zum 70. Geburtstag von Nelson Mandela zählen zu den Highlights seiner Karriere. Ob das heutzutage einfach so möglich ist? "Wer weiß, ich denke, die Chancen stehen im Moment nicht gut dafür…"
Zurück zum Konzert. Höhepunkte sind eindeutig Stücke wie "Hymn" oder "Rage in Eden". Mit "Vienna" folgt ein weiterer großer Erfolg aus der Karriere von Midge Ure. Einzig "Dancing With Tears In My Eyes" fehlt.
Vielleicht ist es gerade das kleinere Publikum, das für eine besondere Stimmung sorgt. Die Nähe zu den Fans treibt die Band noch mal zusätzlich an.
Am Ende sieht man nur glückliche Gesichter das Haus Leipzig verlassen. Der Deutschland-Teil ist vorbei. Wie gehts weiter? "Wir sind im Frühjahr in UK unterwegs und spielen einige Festivals. Und ich habe das ein oder andere Album in der Warteschlange."
Titelfoto: Christian Grube